tag:blogger.com,1999:blog-72115509785506033322024-02-20T12:08:42.915+01:00Welt im BarspiegelBegegnungen mit dem Heinz in einer kleinen Berliner Raucherbar. Aktuelle Themen und Wasserstandsmeldungen.derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.comBlogger33125tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-54007704765047852042015-06-28T16:40:00.001+02:002015-07-01T08:33:48.338+02:00Die Königin der Trojaner<span style="font-family: Trebuchet MS, sans-serif;"> Das Wetter war scheußlich. Dass überhaupt Sommer war, behauptete auch nur der Wetterclown im Fernsehen. Es war, als sollten die niedrigen Energiekosten der armseligen Winter dadurch ausgeglichen werden, dass die Heizungen auch im Sommer liefen. Hätte es mich genug interessiert, hätte ich den Heinz mit einer flotten Verschwörungstheorie amüsieren können, in der </span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">schwedische Energiekonzerne, amerikanisches Wetterfracking und englische Bilanzwerte vorgekommen wären</span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">. Lang lebe die Globalisierung.</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> Aber so </span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">benetzte ich mein Inneres mit Stout, während </span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Mellie den Fernseher laut schaltete. Irgendeine auf </span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Schleim und Glitsch spezialisierte </span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Quatschbacke dröhnte ihre Überzeugungen zum englischen Königshaus in den Raum. Genervt sah ich hoch, aber der Heinz war schneller: "Kannst Du das bitte wieder leise machen?"</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Interessiert Ihr Euch denn gar nicht dafür? S</span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">ie ist doch grad in Berlin.</span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich versuchte, nicht mit den Augen zu rollen, der Heinz legte die Zeitung beiseite: "Ich habe den Begriff 'Queen' konzeptionell nicht verstanden."</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Was gibt es denn daran nicht zu verstehen? Ihr Vater war König, ihr Großvater und so weiter. Sie stammt aus einem Königshaus."</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"O.k., sie ist also Königin. Von England. Wirft das nicht ein paar Fragen auf?"</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Was denn für Fragen?"</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz seufzte: "Staatsrecht: Was ist der Status einer Königin in einer Demokratie? Welche Funktion hat sie eigentlich?</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Geografie: Weshalb ist <i>sie</i> Königin von England, wenn alle Verwandte Deutsche sind?</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Erbrecht: Wenn Königsein genetisch ist, wo sind die Nachfahren der Plantagenets, Lancasters oder Yorks?</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Historisch: Wieso sollte ich jemandem respektieren, dessen Vorfahren meine Vorfahren geknechtet, entrechtet, in den Krieg geschickt oder sogar haben töten lassen?</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Biologisch: Sind sie und ihre Kinder tatsächlich genetische Nachfahren ihrer Vorgänger? </span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Psychologisch: Wieso sollte jemand, dessen <i>adlige</i> Vorfahren nur für Angst, Leid und Schmerzen gesorgt haben, am <i>normalen</i> Volk interessiert sein?</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wirtschaftlich: Von welcher Arbeit lebt sie eigentlich? Und woher stammt ihr Vermögen?"</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich ließ Mellie Zeit zu schlucken, bevor ich eine neue Füllung für mein Glas bestellte.</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Warum muss bei Dir eigentlich alles immer so unglaublich kompliziert sein, Heinz? Sie ist nur eine nette alte Dame, die uns besucht."</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Ernsthaft? Und sie ist auch nur rein zufällig genau jetzt gekommen?"</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Natürlich. Ist wahrscheinlich ihr letzter Besuch, haben sie gesagt."</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz schüttelte den Kopf: "</span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Nun, wir haben Pleite-Griechen und Mittelmeer-Flüchtlinge und eine andauernde Eurokrise."</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Aber damit hat doch Elisabeth nichts zu tun!"</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Willst Du mich auf den Arm nehmen? Sie ist Camerons trojanisches Pferd.</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ihre einzige</span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> Rede bezieht sich auf die EU. Dazu besucht sie zum ersten Mal </span><span style="font-family: Trebuchet MS, sans-serif;">in mehr als sechzig Jahren Dienstzeit ein KZ? Mit dem Primeminister wie dem Affen auf ihrem Rücken?</span><br />
<span style="font-family: Trebuchet MS, sans-serif;">Der will seine Banken und sein Steuersystem für Kapitalflüchtlinge in der EU bestätigt haben. Wir Deutsche sollen ihn unterstützen, wenn er Englands Sondervorrechte in der EU</span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> weiter ausbaut. Er will keine Flüchtlinge aufnehmen, stattdessen will er sein Steuerrecht, in dem z.B. griechische Kapitalflüchtlinge </span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">steuerfrei </span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">in England leben und seine Wirtschaft unterstützen, behalten, sein Bankenrecht will er nicht einschränken. Alles für England, nichts für den Rest.</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wir sollen uns durch den Besuch geschmeichelt und natürlich auch schuldig fühlen - deshalb der <i>private</i> KZ-Besuch - und <i>unseren Befreiern</i> dankbar sein.</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Bloß eine nette kleine alte Dame? </span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Geht's noch?</span><span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> Mellie schluckte nochmal, ich winkte mit meinem leeren Glas.</span><br />
<span style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Irgenwie ist mir heute nach einem Golden Oldie," sagte der Heinz und nahm die Zeitung wieder auf, "vielleicht was von den 'Sex Pistols'? 'God save the queen'? Und ich hätte gern einen ordentlichen No-Future-Gin dazu, ganz pur bitte."</span>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-52370530669188528402015-01-13T15:07:00.000+01:002015-01-14T17:53:16.569+01:00Good-bye, CharlieArmer Charlie, jetzt haben sie Dich wirklich erwischt.<br />
Zuerst die fanatischen Killer und jetzt Deine Freunde.<br />
Was hast Du mittlerweile auch für Freunde, Charlie, mal ehrlich, wer solche Freunde hat, muss den Tod auch nicht mehr fürchten - pun unintended, aber Satire kannst Du ja vertragen.<br />
All diese Politiker mit ihren grundehrlichen Gesichtern und all die selbst ernannten Heiligen, alle die, denen Du regelmäßig den dreckigsten aller Spiegel vorgehalten hast, sie sind jetzt Deine neuen Freunde. Und bevor ihre kostspieligen Rechtsanwälte die Unterlassungsklagen gegen Dich zurückziehen konnten, haben sich Deine neuen Freunde in dieser Nebenstraße in Deiner Stadt getroffen, der Stadt, die bislang immer offen genug war, um Dich und Deine Provokationen auszuhalten. Deine neuen Freunde haben sich - sie behaupten: nur für Dich - Zeit genommen. Sie haben sich aufgestellt, streng nach Wichtigkeit, Charlie, sie haben sogar Statisten mitgebracht, damit es echt aussieht, und ein paar hübsche Fotos machen lassen.<br />
Darauf sehen sie sehr engagiert aus, wie immer, wenn ihre Pressesprecher etwas planen. Aber Du weißt ja Charlie, Weltgeschichte wird nun mal nicht von Pressesprechern gemacht. So kamen erst diese gottgefälligen Killer, weil sie auf ihre Heiligen gehört haben, und dann kamen Deine neuen Freunde.<br />
Natürlich war jeder von ihnen plötzlich Charlie, jeder war mehr Charlie als der andere, aber nur kurz. Denn bevor der Protestmarsch losging, waren sie wieder verschwunden. Sie haben aber auch viel zu tun: Den Euro retten, Flüchtlinge ausweisen, Kinder küssen, toujours faire la bonne figure, Charlie, das verstehst Du, oder? Keine Zeit für Deinen Marsch, keine Zeit für die Menschen, keine Zeit, um die Namen Deiner Toten zu lernen. Außerdem, viele Menschen sind nun einmal gefährlich und wäre einem Deiner neuen Freunde etwas passiert, das hätte die Welt nicht ausgehalten.<br />
Bei Dir ist es anders, auf Dich kann man schiessen Charlie, Du bist ein Aussätziger. Du hast verspottet, was heilig war, Du hast alle provoziert. Hätten nicht die einen geschossen, wären bald die anderen gekommen. 'Selbst Schuld' denken sie, wenn keine Kamera dabei ist. Warte, bis es Dir die Anhänger Deiner neuen Freunde auch wieder ins Gesicht brüllen, wenn sie Dich wieder fragen, auf wessen Seite Du eigentlich stehst. Wie viele Freunde Deiner neuen Freunde wollten Dich nicht auch schon mundtot machen?<br />
Noch trauen sie sich nicht, noch wirkt das Bild: Alle Deine neuen Freunde nebeneinander in dieser Gasse, vor den bezahlten Statisten, alle ernsthaft und betroffen, alle sind sie Du und alle wegen der Freiheit. Der Meinungsfreiheit, sagen sie.<br />
Die Pressesprecher sind begeistert, solche Bilder geben bei Wahlen Punkte.<br />
Die Rechtsanwälte sind es nicht, weil die Prozesse gegen <i>Deine </i>Meinungsfreiheit nun auf Eis liegen. Aber sie warten schon auf die nächste Gelegenheit.<br />
Ich weiß nicht, ob es die noch geben wird, Charlie, ob Du das überlebst. Erst der Anschlag und jetzt Deine neuen Freunde. <i>Ich bin nicht Charlie</i>, Charlie, ich kann und ich will es nicht sein. Aber sollte es doch noch mal dazu kommen, werde ich Dir auch nicht vorwerfen, meine Gefühle verletzt zu haben, religiöse oder andere. Denn nichts und niemand ist so heilig, dass Menschen dafür sterben müssen. Aber das weißt Du ja, Charlie.derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-83078385666335959912014-06-14T15:37:00.000+02:002014-06-16T10:05:00.405+02:00football's moving out<br />
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Die letzten Tage bestanden aus brüllender Hitze hier und katastrophalen Unwettern mit Verletzten und Toten nicht allzu weit entfernt. Im Moment warteten wir darauf, dass das Gewitter kam. Ich saß vor meinem Stout und wartete auch, als dieser Mann hereinkam und ein Bier bestellte. Ende zwanzig, seine Frisur hätte Princess Di begeistert, dazu ein sauber rasierter Bart, ein großes Kassengestell auf der Nase, das Halstuch lose, beige Bermudas und Springerstiefel. Aber vor allem schleppte er eine Pappkiste: sehr lang, sehr breit, sehr schmal. Es stand groß 'Sony' drauf. Und '144 3d oled curved'.</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Und während Mellie ihre verschiedenen Biere anpries, hörte ich etwas ganz Seltenes. Ein Kratzen und ein unrhythmisches Schlurfen und dann stand er da, schaute und rauchte. Im Stehen war der Heinz doch kleiner als erwartet.</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
"Was soll das denn darstellen?" Mit der Zigarre zwischen den Fingern deutete er auf das Paket.</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Der Mann aus dem Zirkus folgte seinem Finger betont desinteressiert: "Fernseher."</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
"Aha." Langsam und aufmerksam umkurvte ihn der Heinz. "Was kann der?"</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Die Antwort kam mit einem genervten Blick: "Man kann damit fernsehen."</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Der Heinz rauchte ruhig weiter:"Und dieses ganze Zeug, das da draufsteht?"</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Jetzt hatte er die volle Überheblichkeit des Eindringlings herausgefordert: "Ist groß und zeigt 3D."</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Der Heinz nickte: "Für die WM?"</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Schulterzucken.</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
"Schon einen neuen Grill besorgt?"</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Der Blick, der ihn traf, sprach Bände.</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
"Naja, ein neuer Fernseher zum Preis eines gut ausgestatteten Gebrauchtwagens, flache, organische LEDs simulieren ein gebogenes 3D-Bild, da freut sich die Designer-Kassenbrille. Aber Junge, Du brauchst die Komplettausstattung. Du brauchst alles, was grad Werbezeit in Anspruch nimmt. Stell Dir vor, Du wärst Schrebergärtner und willst die Parzellen-Nachbarn beeindrucken. Wenn Du nicht machst, was alle machen, ist es doch nicht ironisch..."</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Keine Antwort.</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
"Hast Du Dir schon einen Tag frei genommen?"</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
"Warum das denn?"</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Der Heinz verdichtete seine Feinstaubwolken und nickte bestätigend: "Na, wenn die deutsche Mannschaft erst mal aus der WM raus ist, wollen <i>alle</i> ihre neuen Fernseher wieder umtauschen. Da werden die Warteschlangen in den Elektromärkten endlos."</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Verärgertes Stirnrunzeln, schneller Griff ans Bier und runter damit. Der Fernsehbesitzer legte Geld auf den Tresen, schnappte seinen Fernseher und ging, ohne zu antworten.</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
"Ja," sagte der Heinz in seinen Rücken, "das war schon bei Sonya Kraus das Problem: Wenn man nicht verstanden hat, worüber man sich lustig macht, funktioniert Ironie einfach nicht."</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Als sich die Tür schloss, war der Heinz schon wieder auf dem Weg in seine Ecke: "Mellie, hast Du eigentlich Tri-Top? Und einen englischen Roger Whittaker, vielleicht 'River Lady'?"</div>
derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-8617493073614696342014-05-20T22:59:00.001+02:002014-06-16T10:06:11.921+02:00drum prüfe, wer sich ewig bindet...Das Wetter wurde sommerlich, die Sonne schien, der Biergarten war gut besetzt. Aber mich kratzte das nicht. Ich belagerte den Tresen und wartete auf ein Stout. Der Geruch deutete daraufhin, dass der Heinz seine Ecke bewohnte. Als hätte es nie ein Rauchverbot gegeben.<br />
"... und dann muss man diese neuen Handys davor halten, und die sagen einem dann, was es kostet oder was da drin ist. Ohne so ein Dingen erfährst Du doch gar nichts mehr. Was glauben die eigentlich, wer sich sowas leisten kann?"<br />
Der Mann an der Bar war mir eindeutig unbekannt, aber genauso eindeutig empört.<br />
"Naja," tönte es aus des Heinzens Ecke, "die selbst ernannten 'Kreativen' wollen mit der Wahl des Mediums die Zielgruppe bestimmen."<br />
"Was?"<br />
"Die Werbegeier wollen zahlungskräftige Kunden einer bestimmten Schicht und glauben, sie mittels ihrer Smartphones identifizieren zu können."<br />
"Und was hat das mit mir zu tun?"<br />
"Na <i>Dich</i> wollen sie nicht als Kunden."<br />
"Weil ich kein so modernes Handy habe?"<br />
"Weil Du zu alt bist, weil Du kein Geld für ein Smartphone hast, weil Du Dich nicht damit auseinandersetzen willst oder einfach nur, weil sie glauben, dass Du nicht mehr in die Zeit und in ihren Kundenkreis passt."<br />
"Frechheit!"<br />
"Und? Willst Du jetzt noch bei denen kaufen?"<br />
"Nicht, wenn ich es vermeiden kann!"<br />
Was dann passierte, hielt ich für ein Lachen. Oder sowas Ähnliches. Es war tief und es verstaubte die Innenluft: "Siehst Du, ein klassischer Fall von selbsterfüllender Prophezeiung. Du hast Dich genauso entschieden, wie sie es wollten. Wenn Du bei ihnen kaufst, sinkt das Image ihrer Ware. Wenn Du ihre Produkte benutzt, überlegen sich die jungen, hippen, finanzstarken Käufer, ob sie diese Produkte überhaupt wollen.<br />
Okay, Waren kannst Du verweigern, aber was machst Du mit Deiner Regierung?"<br />
"Wieso?"<br />
"Weil die Regierung inzwischen selbst diese Codes benutzt. Gesundheitsminister Gröhe nutzt die Dinger zum Kennzeichnen fair getradeter Waren. Die kannst Du nur noch mit Smartphone und einer App erkennen."<br />
"Die interessieren mich doch gar nicht!"<br />
"War klar. Aber es nimmt zu. Bald wirst Du nicht mehr wählen können, weil die Slogans auf den Wahlplakaten nur noch mit der App zu erkennen sind."<br />
"Ich wähle doch nicht wegen der Sprüche auf den Wahlplakaten!"<br />
"Na, da hat die Demokratie ja noch mal Glück gehabt." Eine neute Wolke verbreitete sich aus der Ecke über den Raum. "Aber auf den Wahlplakaten steht sowieso nichts über Gen-Mais, Griechenlandrettung für die Banken oder das geheime Freihandelsabkommen mit den USA. Sollten sie jetzt noch die vollständig uneitlen und ungeschönten Porträts unserer Regierenden in QR-Codes umsetzen, würden die Plakate deutlich kleiner."<br />
"Und?"<br />
"Zumindest würden die Pappköppe den Verkehr nicht mehr so behindern." Nächste Wolke. "Im Gedenken an unsere Kryptographen sollten wir einen Club-Mate-Tee trinken und etwas Zwölfton-Musik hören."<br />
"Krypto-Was? Und Tee fasse ich nicht an!"<br />
Ich grinste und bestellte noch ein Stout.derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-10551678778384795462014-02-04T09:00:00.000+01:002014-02-04T09:21:20.787+01:00La Statue<!--[if gte mso 9]><xml>
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<!--StartFragment-->
<br />
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
Endlich hatte ich wieder
Gelegenheit, tiefenentspannt über ein Stout nachdenken zu können. Aber da war ja nicht bloß der Geruch nach Zigarren, sondern ...</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Warum können sie sie nicht
einfach zufrieden lassen?"</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
Und ich hatte mich auch schon
gefragt, was die kühlschrankblonde Fünfzigjährige ausgerechnet in der
kleinen Kneipe wollte; die Eisschorle vor ihr hatte dabei wohl nur untergeordnete Bedeutung - ich kannte die Weinkarte. Außerdem, bei der
Menge Eis hätte ihr Wein auch mit Flusssäure verlängert sein können. So war sie
nur jemand, den das Schicksal vorbei geschickt hatte, um dem Heinz die
Möglichkeit zu geben, seine Anmerkungen zum Weltgeschehen anbringen zu können:</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Moralisch? Du liebe Güte,
jemand der sich jahrzehntelang ein ums andere Mal zum moralischen Maßstab
macht, warum sollte man dem nicht auch ein paar ebenso jahrelange persönliche
Bereicherungen nachsehen?"</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Das ist doch der reinste
Rufmord!"</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Rechtlich? Rufmord wäre es,
wenn es sich um Verleumdungen oder Gerüchte handeln würde. Dem ist nicht
so."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Die Medien hätten das Thema
gar nicht aufgreifen dürfen!"</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Medial? Aufgabe der Medien
ist es, relevante Dinge darzustellen. Steuerhinterziehung und öffentliche
Personen gehören dazu. Alle Fakten sind klar und eindeutig."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Sie hat sich selbst
angezeigt, hat ihre Schulden bezahlt und damit sollte doch Ruhe sein."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Sozial? Sie hat einen Ausweg
benutzt, der Reichen die Möglichkeit bietet, sich aus einem bereits erfolgten
Vergehen nachträglich herauszukaufen und das für weniger, als es sie gekostet hätte, wenn sie für die ganze Zeit Steuern gezahlt hätte und nicht nur für die
geforderten zehn Jahre."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Aber so muss man doch
wirklich nicht mit ihr umgehen."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Menschlich? Es sind die
Folgen ihres Fehlverhaltens, natürlich sind die unangenehm."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Frau Schwarzer hat eine eine Lebensleistung erbracht. Das macht man doch vollkommen kaputt, so geht
man mit dem Hoeneß doch auch nicht um."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Sportlich? Mit dem vorbestraften Rummenigge und dem Tränentier Hoeneß, der seinen Prozess erwartet, ist der FC Bayern inzwischen doch sowieso eine kriminelle Vereinigung, Mafia light. Da würde unsere
Preisträgerin des 'stupid white man' ehrenhalber gut hineinpassen. Haben die beiden nicht auch ein Bundesverdienstkreuz? Vielleicht
machen sie ihr ja noch ein Angebot, dass sie nicht ablehnen kann: Im Vorstand wären diese Leistungsträger unter sich."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
Der Heinz zog an seiner Zigarre: "Tut mir leid, wenn das Denkmal für die unbekannte Feministin gefallen
ist. Immerhin hat sie diesmal tatsächlich was für die Gleichberechtigung getan:
Sie gezeigt, dass Frauen doch nicht die besseren Menschen sind."</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
Die Kühlschrankblondine wandte sich
frustriert ihrer Eisschorle zu.</div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 150%;">
"Mellie, zur Feier des Tages
hätte ich gern einen Doppelkorn und hast Du was von Jacques Brel da? 'La statue' vielleicht?"</div>
<!--EndFragment-->derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-15391605154110320242013-11-07T20:45:00.000+01:002013-11-08T05:44:06.455+01:00James Bond, cablecasterDraußen hing kalter Regen in der Luft, drinnen saß ich im Warmen vor einem Stout und wartete auf das Gewitter. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis der Heinz die Romeo & Julietta aus dem Mund nehmen und dem lautstarken Stammtisch-Geschwafel Einhalt gebieten würde.<br />
"... was ist denn daran auszusetzen? Wir teilen doch sowieso schon allen alles mit. Und ich habe nichts zu verbergen ..."<br />
Der Typ, der Mellie aufklären wollte, war untergroß, ging gebeugt und trug das Haar unter der Nase statt auf dem Kopf. Er versuchte davon mit Baskenmütze und lässigem Schal abzulenken und zerteilte die Stille mit zwanghafter Aufdringlichkeit. Ich beobachtete, wie die Wolken in der Ecke größer und dichter wurden. Kein gutes Zeichen für eine friedliche Zukunft.<br />
"Der niedersächsische Verfassungsschutz musste Daten löschen, weil sie Journalisten, die von antifa-Demonstrationen berichten, als Extremisten beobachtet haben."<br />
"Ach, davon spreche ich doch gar nicht."<br />
"Sie haben noch nie an Demonstrationen teilgenommen? Nicht mal gegen den Kindergarten oder das Asylantenheim am Ende der Straße?"<br />
"Na hören Sie mal!"<br />
"Das zentrale Argument der amerikanischen und englischen Geheimdienste ist es, eine Gesellschaftsform zu schützen."<br />
Der Schnauzbart sah den Heinz herausfordernd an: "Und haben Sie was dagegen?"<br />
"Das war die zentrale Begründung für die Existenz der Stasi."<br />
"Das können Sie doch nicht vergleichen!"<br />
"Warum nicht? Ich treffe täglich Menschen, die im Osten auch nie Schwierigkeiten hatten. Sie hatten drüben eben auch nichts zu verbergen."<br />
"Aber das können sie doch überhaupt nicht vergleichen!"<br />
Der Heinz zuckte die Achseln: "Was ist mit Russland? Auch Putin verteidigt seine Gesellschaft mit den Urteilen gegen die 'Pussy Riot-Frauen' <span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">und <span class="Apple-style-span" style="line-height: 19px;">Chodorkowski </span></span>.<br />
Und dieser Faschingsgeneral von der NSA redete über die Gefährdung seiner Arbeit als Geheimdienstler durch 'Verräter' wie Snowden. An seiner Stelle hätte ich mir auch gut Herrn Mielke vor dem Ausschuss vorstellen können.<br />
Was halten Sie von der PKW-Maut?"<br />
"Wenn wir in Italien Maut zahlen müssen, dann sollen die doch auch bei uns ..."<br />
"Sie wissen, dass Herr Friedrich die so erhobenen Bewegungsdaten sofort erkennungsdienstlich verwenden will? Zusammen mit seinem Vorstoß, alle Daten an den Netzwerk-Knotenpunkten abzugreifen, gibt das ein komplettes Bewegungsbild. Aber Sie haben ja nichts zu verbergen. Keine Treffen mit Verwandten und Freunden mehr, die ausreisen wollen."<br />
"Aus der BRD dürfen wir ausreisen!"<br />
Der Heinz blies Rauch aus: "Bis jetzt, aber warten Sie mal, bis die Mauer gebaut wird. Immerhin haben Sie wenigstens kulturell Recht."<br />
"Wieso das denn?"<br />
"Nun wissen wir, wie Geheimdienste wirklich arbeiten."<br />
"Und?"<br />
"Jetzt wird Daniel Craig wohl im nächsten James Bond einen Arbeitsoverall tragen, Kabel legen und Antennenspannungen prüfen. Keine Autos, keine Frauen, keine Waffen, nur anderthalb Stunden Kabel und Antennen. Das wird ein Thriller."<br />
Er wandte sich an die kichernde Mellie: "Wie wäre es mit einem Vodka-Martini und 'nobody does it better' von Carly Simon?"derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-63177295656504692592013-09-18T21:23:00.000+02:002013-09-18T21:25:32.957+02:00Die Qual der Wahl<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Schon als ich in die Kneipe kam, wusste ich, dass heute alles anders war. Ich hatte mein Stout noch nicht erhalten, da dröhnte der Heinz auch schon aus seiner Ecke: "Was bitte ist denn daran undemokratisch?</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich kann doch gar nicht wählen, wen ich will. Alles was sie mich lassen, ist, Listen legitimieren, die die Parteien aufgestellt haben. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Was interessiert es mich, ob jemand aus Nieder- oder aus Oberbayern kommt? Ich will, dass die ihren Job machen. Aber es müssen ja die Interessen der verschiedenen Parteiteile ausgeglichen werden. Egal ob jemand nur zum Minister wurde, weil er aus dem Wahlkreis Hessen Süd kommt und von der Materie keine Ahnung hat.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Es ist doch egal, ob Merkel oder Steinbrück gewinnen, doch was ist mit den Leuten neben ihnen? Die komplette équipe de cornichons ist wichtig, und darauf hast Du als Wähler überhaupt keinen Einfluss.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wann hast Du das letzte Mal ein Übertragung aus dem Bundestag gesehen? Wie viele Abgeordnete waren anwesend? Hattest Du den Eindruck, die verschiedenen Parteien hätten sich da zugehört? Hast Du jemals beobachtet, dass ein Politiker nach so einer Schau sagt, boah, das Argument der Gegner war wirklich gut, ab sofort bin ich auch dafür?</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Stattdessen ignorieren sich die Politiker gegenseitig, zeigen sich gegenseitig ihre Missachtung, wenn sie überhaupt erscheinen. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Und wenn mal jemand mit seiner Meinung von der seiner Partei abweicht, wird er gezwungen, im Namen der Partei abzustimmmen. Fraktionszwang.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wer nimmt die Demokratie nicht ernst?</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz machte ein kurze Pause, die ich dazu nutzte, mein Bier zu trinken.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Wieviel Prozent haben denn die Regierungen gewählt? Du erfährst nicht, wie viele Prozent der Wahlberechtigten für die Regierung gestimmt haben, immer nur, wie viel Prozent der abgegebenen Stimmen. Wer will denn schon hören, dass Frau Merkel nur von 30 % gewählt wurde? 40 % klingen doch viel besser.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Nur weil ich dieses Mal nicht bereit bin, das kleinere Übel zu wählen, nur weil ich dieses Mal nicht als Legitimation für deren Handlungen herhalten will, soll ich undemokratisch sein?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich stellte das leere Glas auf den Tresen und legte Mellie Geld hin. Sie kam gar nicht dazu, etwas zu sagen, der Heinz machte einfach weiter.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Weshalb machen die denn diese Welle? Doch nur weil sie langsam selber merken, dass Ihre Handlungen nicht mehr demokratisch abgedeckt sind. Und weil sie keine Lust haben, unangenehme Entscheidungen zu treffen, beschimpfen sie uns.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Was ist mit dem Umbau des Gesundheitssystems? Was ist mit der Bestechlichkeit von Abgeordneten? Was ist mit der Energiewende? Was ist mit Volksentscheidungen aus Bundesebene? </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Was ist generell mit dem Lobbyismus in Berlin? Alles Themen, die selbst in Albanien besser geregelt sind. Aber solange Politiker sich selbst beschränken müssen, passiert da nichts. E</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">s ist doch schön gemütlich, wenn die Lobbyisten die Arbeit machen, man freundlich umsorgt wird; das Volk zahlt schon auf die eine oder andere Art und Weise dafür.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Da mache ich nicht mehr mit und solange ich keine Chance habe, für meine Überzeugungen einzustehen, werde ich denen auch keine Möglichkeit mehr geben, sich berechtigt zu fühlen, in meinem Namen zu handeln."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich nickte Mellie zu und ging, während der Heinz für eine weitere Tirade Luft holte.</span>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-63331668957868615882013-07-31T21:08:00.000+02:002013-08-03T10:03:27.938+02:00Zeit<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Vom Anbeginn der Zeit</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">läuft die Zeit, fliegt sie</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">gießt sie Honig in Wellblech</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">ununterbrochen</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><br /></span>
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Und die Zeit verläuft sich, gleitet durch unsere Hände</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">doch wenn unsere Zeit durch fremde Finger rinnt</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">zieht sich die Zeit</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">oft, bis sie um ist</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><br /></span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Vergeudete Zeit</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">denn wenn die Zeit gekommen ist</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">ist sie auch schon abgelaufen</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">und die Zeit kommt nicht zurück.</span>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-17282180636381835932013-06-21T15:07:00.000+02:002013-06-21T15:37:44.094+02:00Jingle auf der Flucht oder Einsatz in Lichterfelde<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Im Juni waren die Hundstage gekommen, genau wie Barrack Obama. Wozu, wusste keiner so genau. Passend dazu wurde am Tresen lautstark der letzte Vorschlag von Innenminister Friedrich, die Strafverfolgung in Deutschland wesentlich effizienter zu gestalten, diskutiert.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Natürlich hätten die Bullen mit amerikanischen Sirenen </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">mehr Erfolg</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">," meinte der lange, dünne Typ im schreiend bunten Tank-Top an der Bar, während er intensiv versuchte, Mellies ohnehin schon großzügigen Ausschnitt noch etwas tiefer auszuloten.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Die kennen wir doch alle seit unserer Kindheit </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">aus Film, Funk und Fernsehen: 'Einsatz in Manhattan', 'Straßen von San Francisco', 'Starsky und Hutch', 'Miami Vice' oder 'CSI'."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"...'T.J. Hooker', 'Chips'," brummelte der Heinz unüberhörbar aus seiner Ecke.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Wie bitte?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Zwei der langweiligsten Krimiserien der Achtziger," meinte der Heinz, "aber eben mit ganz viel Jammer-Sirene."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Und?" der Typ an der Bar konnte sich immer noch nicht entscheiden, ob er seine Aufmerksamkeit lieber in des Heinzens oder Mellies Argumente investieren sollte.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Wer glaubt denn wirklich, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">dass deutsche Straftäter im bloßen Gedenken an </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Dave Starsky </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">oder </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Sonny Crockett</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> sofort rechts ran fahren, wenn sie eine amerikanische Sirene hören</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Außerdem übersieht unser Innenminister in seiner Innovations-Wut, dass die Ausstattung der Polizeikräfte Ländersache ist. Und die Bundesländer können sich ja nicht mal auf eine Uniform- oder Wagenfarbe einigen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Jetzt konnte sich der Typ endlich von Mellie losreißen und sah den Heinz direkt an: "Die verdammten Bundesländer blockieren immer alles, ganz besonders seit die Sozis dort die Mehrheit haben."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Naja, Gesetz ist halt Gesetz."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Aber man könnte das wirklich leicht umsetzen. Die Autos haben</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> doch schon lange keine Sirenen mehr, die haben Tongeneratoren, die im Prinzip jeden beliebigen Klang simulieren können."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz nickte: "Das ist ja toll. Jeden Klang? Und alle Geräusche? Also auch Blähungen oder </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">quietschende Türen?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Bleiben Sie doch bitte ernst!"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Bei dem Thema? Weil die Sirene von Polizeifahrzeugen der wichtigste Aspekt moderner Strafverfolgung ist? Nicht wirklich, oder?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Die beiden schwiegen einen Moment, aber mir war klar, dass der Heinz sein letztes Wort noch nicht gesprochen hatte.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Das wäre aber auch eine super Möglichkeit, die leeren Kassen aufzufüllen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Wie das?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Manche Menschen rennen eben sehenden Auges in ihren Untergang.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Na, sie könnten Straftäter auf der Flucht ansimsen und ihnen - für eine kleine Gebühr natürlich - ihren Lieblingssong als Wohnblock erbebenden Sirenenjingle anbieten. Die Titelmelodie vom 'Paten' zum Beispiel.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Und Intensivstraftäter könnten dann von ihrem frisch Geklauten ein Monatsabo per Flatrate buchen. Um aus einem Fundus von sagen wir fünf Songs </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">einen Monat lang</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">ihren Lieblingssong als Sirenensound ganz individuell für jede Verfolgungsjagd wählen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Jeden Tag veränderbar, Kündigungsfrist</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> alle drei Monate; für den Fall, dass mal mehr zu tun ist. Der richtige Jingle auf der Flucht bringt die verbrüderten Knastis doch vor Neid zum Platzen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Typ an der Bar sah erst irritiert, dann zunehmend verärgert von dem Heinz zu Mellie und zurück. Als beide tatsächlich ernst blieben, warf er einen Geldschein auf den Tresen und verlies gemessenen Schrittes und ohne ein weiteres Wort das Lokal.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Na also," meinte der Heinz, "das hat ja gedauert. Und jetzt bitte 'Polizisten' von Extrabreit und einen extraweichen 'Mariacron' für alle, denn das Leben ist schon hart genug."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Danke, nicht für mich," sagte ich leise, aber verständlich.</span>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-64929770130907911352013-05-07T15:27:00.002+02:002013-06-13T06:33:12.019+02:00sex and drugs and rock 'n' roll<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Das Wetter kippelte zwischen kalt und </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">sommerlich, aber regnerisch, was immer noch besser war, als die kleine Eiszeit bis April. Der FC Bayern München und seine Sponsoren, alles Firmen, die </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">kleinste Verstöße ihrer weniger prominenten Mitarbeiter gegen die Firmenpolitik mit fristlosen Kündigungen ahndeten, hatten in der noch strafrechtlich zu verfolgenden Steueraffäre Hoeneß eine Konsequenz wahrhaft berlusconischer Ausmaße gezeigt; gewissermaßen die spätrömische Dekadenz, vor der die FDP</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> noch </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">vor Kurzem</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">gewarnt hatte, das allerdings </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">am anderen Ende der Nahrungskette</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Zeitgleich wetterte die neoliberale Spitze auf ihrem Sonderparteitag gegen den 'Räuber Hotzenplotz' und seine Grünen, die ihre Themen besetzt hatten.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Diese Grünen wiederum hatten in NRW das absolut absoluteste Rauchverbot installiert, das ohne die gleichzeitige Wiedereinführung der Todesstrafe vorstellbar war.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Die Themen bewegten sich in konzentrischen Kreisen. </span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Aktuell hielt ich mich</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> mal wieder an einem kühlen Schwarzen fest, während der Heinz mittels mehrerer Rauchwolken ankündigte, dass es einer neuen Zigarre an den Kragen ging.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Na," sagte Mellie mit tiefem Blick in die Feinstaubwolke, "da kannst Du ja froh sein, dass wir nicht in Nordrhein-Westfalen sind."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Die Anlage spielte die letzten entspannten Klänge von 'Waterloo Sunset' und der Heinz reagierte nicht.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">An der Theke legte Thomas nach: "Rauchen ist ungesund. Du solltest stärker auf Deine Gesundheit achten."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz stieß die obligatorischen Wölkchen aus und ignorierte auch ihn.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich bestellte das nächste Stout. Die Musik wechselte auf 'Sky High', Mellie auf direkten Angriff: " In Dänemark wurden die Raucherpausen verboten."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Entnervt sah der Heinz von seinen Notizen hoch: "Und?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Mellie und Thomas sahen ihn erstaunt an: "Was würdest Du bloß ohne </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Zigarren </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">tun?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz sah sie nacheinander an: "Umziehen." </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Und er widmete sich wieder seinem Schrifttum.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Thomas konnte es nicht lassen: "Nein ehrlich: Was, wenn Du gar nicht mehr rauchen darfst?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz sah wieder hoch: "Nach Kuba, politisches Asyl beantragen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Du würdest eher nach Kuba ziehen, als das Rauchen aufgeben?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Was spricht dagegen? Besseres Wetter, billigere Zigarren, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">fantastisch</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">er Rum und </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">schönere</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> Frauen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Hallo?" beschwerte sich Mellie.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz schenkte ihr ein Achselzucken der Marke: Hättest halt nicht anfangen sollen. "Überhaupt: Eine Regelung, die einen angeblich davor bewahrt, die eigene Gesundheit zu schädigen, ist doch so dünnsinnig wie der </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Gurtz</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">wang im Auto."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Häh?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Auch die Anschnallpflicht müsste eigentlich gegen den Grundsatz der freien Entfaltung der Persönlichkeit im Grundgesetz verstossen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Aber sie gilt."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Da Du, <i>falls</i> Du bei einem Unfall verletzt wirst, weil Du nicht angeschnallt warst, anderen Unfallopfern nicht mehr helfen könntest. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Vom Rücken durch die Brust ins Auge.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Und dass ausgerechnet die Gesundheitsökologen, die das Rauchen verbieten wollen, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">häufig die Freigabe von Marihuana befürworten, stört Dich dabei nicht?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Wieso?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Das Gras ist frei, aber rauchen darfst Du es nicht? </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Bald kommt man in Kindergärten leichter an Haschkekse, als an Zigaretten in Kneipen für Erwachsene."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Genüsslich sog der Heinz an der Zigarre und entließ eine Monsterwolke in den Raum.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Mellie sah ihn fragend an: </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Erst das Essen, jetzt das Rauchen - was ist </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">das nächste Ziel der Gesundheitstaliban</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">, wenn das absolute Rauchverbot durchgesetzt ist?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Alkohol. Du wirst dann nur noch Apfelsaft und Kräutertee verkaufen, während gleichzeitig ein schwunghafter Schwarzhandel mit gestrecktem Tabak und Schwarzgebranntem entstehen wird. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">So hat schon die Mafia in den Zwanzigern ihre Anschubfinanzierung erhalten: Durch die Prohibition."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Was?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Genau. Und jetzt will ich einen doppelten Absinth und 'Sex 'n' drugs 'n' rock 'n' roll' und keine Widerrede."</span>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-10762738629784988052013-03-26T15:24:00.001+01:002013-03-28T09:47:28.469+01:00weather with you<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wir hatten den Papst gewechselt, des Tomfkap' - <i>the old man formerly known as pope</i> - Rücktritt blieb die einzig bemerkenswerte Tat in acht Jahren Amtszeit, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Europa hatte in Zypern Milliarden russischen Schwarzgelds gerettet, was die Zyprioten als Einmarsch der Wehrmacht und Zar Putin als Diebstahl </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">bezeichneten</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">die Regierung hatte bei den Beschränkungen von Banken und NPD der Mut verlassen, während Bayern und Hessen ihren gefunden hatten: Nachdem sie nicht mehr davon profitierten, klagten sie jetzt gegen den Länderfinanzausgleich.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Geblieben war die Arroganz von Kurie, Bänkern und Politikern. Und der Winter. Ostern stand vor der Tür und der Winter hatte Europa im, naja, Schwitzkasten. Das Wetter war wieder Tagesgespräch. Fernsehwetteronkel erhielten Morddrohungen und wurden wegen Depressionen behandelt. Sogar Kachelmanns Dauergrinsen hatte geringfügig abgebaut, das aber, weil die Abrechnung mit der deutschen Justiz, die er mit seiner aktuellen Hauptfrau in die Regale des deutschen Buchhandels gedrückt hatte, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. All das waberte durch die Rauchschwaden meiner Lieblingstränke, während ich an meinem zweiten Stout schnüffelte.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Natürlich hat sich die Bettina vom Wulff scheiden lassen, sobald der Amt und Würden los war.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Nein", dröhnte der Heinz durch den Rauch seiner Zigarre, "das war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Der Wulff bekam das Quelle-Versand-Model zum Vorführen und - wenn er denn soviel Glück hatte - zum Anfassen und das Model kriegte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die es, dünn, blond und moralisch abwaschbar wie es ist, glaubt, verdient zu haben. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Aber: Kameras weg, Model weg.</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Betrübt schüttelte der Heinz den Kopf: "</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Und müsste Fipsi Rösler jeden Abend nach der Arbeit allein </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">bei den Nazis </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">in Oberschweineöde aus der S-Bahn steigen, würde das alte Schlitzauge auch mehr um seine körperliche Integrität fürchten als um sein Image in der politischen Parallelwelt. Dann wäre er bestimmt für jeden Aussteiger dankbar, der sich nicht an den täglichen Pogromen gegen ihn beteiligt."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz hob sein Glas und goss sich den Kurzen hinter die Binde.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Offensichtlich vergisst man, dass man zu Minderheiten gehört, wenn es einem nicht jeden Tag mit Schlagring oder Springerstiefeln reingetrieben wird."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Ja, Du hast zu allem eine Meinung, Heinz", maulte Mellie, "aber selbst Du musst zugeben, dass der Dauerwinter nervt."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wie Alkohol </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">wird auch W</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">etter</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> sehr </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">individuell wahrgenommen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Wie bitte?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Ist Dir nie aufgefallen, dass Du Dich</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">bis zu einer bestimmten Menge an Alkohol situationsabhängig unterschiedlich betrunken fühlst? </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Genauso nimmst Du das Wetter wahr."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Mellie war entrüstet: "Ich träume das Wetter doch nicht! Es <i>ist</i> eiskalt!"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Schon", sagte der Heinz, "die Frage ist nur, inwieweit Du das als störend wahrnimmst. Du </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">willst Designerwetter? Nach gemittelten, nicht repräsentativen Befragungen hätten wir dann jeden </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Montag bis Freitag acht bis achtzehn Uhr zwanzig Grad, von Freitags abends bis Sonntags Nacht Sonne und dreissig Grad und Regen ausschliesslich nachts."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Was wäre daran schlimm?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Sei mit Deinen Wünschen vorsichtig, sie könnten in Erfüllung gehen</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Dein Leben lang."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Und was ist mit den Kosten? Die Heizkostennachzahlungen werden uns umbringen, die Baustellen stehen still und Osterartikel und Frühjahrsblumen verkaufen sich gar nicht."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Fritz Reuter sagte: '</span><span class="Apple-style-span" style="line-height: 19px;"><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wat den einen sin Uhl is den andern sin Nachtigal.' </span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Denn dafür laufen die Geschäfte mit Fernreisen und Glühwein, Winterklamotten verkaufen sich so prächtig wie Heizöl, u</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">nd die Weihnachtsbaumstände könnten jetzt ein Supergeschäft machen. Binde die bunten Eier wie Kugeln an die Tanne statt sie ins Gras zu legen, dann findet man sie auch im dichtesten Schneetreiben wieder."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Er blinzelte ihr zu: </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Und jetzt hätte ich gern einen 'Hurricane' und leg doch mal 'weather with you' von Crowded House auf, wenn Du hast."</span>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-73717100815683406702013-02-09T16:10:00.001+01:002013-02-15T06:47:55.598+01:00she blinded me with science<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Anfang Februar fiel erneut schneeweißer Winter über die große, graue Stadt her, gemeinsam mit dem allgegenwärtigen Karneval und den Pleiten, Pech und Pannen ambitionierter Politiker in einem Wahljahr. Über schlecht geräumte Wege schlidderte ich an meinen Thekenplatz und geriet noch vor dem ersten Stout in die laufende Diskussion.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">"Wieso muss eine Ministerin einen Hochschulabschluss haben?" fragte Mellie.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">"Hmm", brummte der Heinz, "darum geht es doch gar nicht. Frau Schavan hat sich immer für Ehrlichkeit und Werte stark gemacht. Damit hat sie ihre Fallhöhe selbst bestimmt. Schon ihre Äußerungen über den Fall zu Guttenberg zeigen doch, wie verlogen sie ist."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">"Aber sie hat doch die ganzen Jahre gute Arbeit geleistet."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Der Heinz atmete hörbar ein und sichtbar wieder aus. Sein Atem füllte den Raum in staubigem Grau</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">: "Sie hat </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">in Baden-Württemberg </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">das zwölfjährige Abitur und Studiengebühren durchgesetzt</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;"> - beides anerkannt fragwürdige pädagogische Massnahmen - und ansonsten ihrer Kanzlerin Nibelungentreue geschworen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Größere Ambitionen wie Ministerpräsident von Baden-Württemberg oder Bundespräsidentin zu werden, hat sie jedes Mal aufgegeben, sobald es männliche Bewerber gab. Wie die Quotenhessin Schröder ist sie doch bloß eine Parteisoldatin mit einem fatalen Hang zu einer überkommenen Ordnung, die sie für gottgegeben hält. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Was die Opposition abhält, ihre Leistungen in Frage zu stellen, ist bloß die Konvention, nicht schlecht über Tote zu reden."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Draußen fiel der Schnee in großen Flocken: "Du erträgst bloß keine Frauen in leitenden Positionen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">"Ich ertrage doch Dich."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">"Wenn Du hier weiter trinken willst, musst Du das auch."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">"Weißt Du Mellie," brummte der Heinz, "eigentlich haben wir gar keinen Akademikermangel, die Firmen wollen nur keine ordentlichen Löhne bezahlen und rechnen den Bedarf hoch, um billige Kräfte aus dem Ausland zu bekommen. Angesichts diesen künstlichen Bedarfs ist Frau Schavan trotz ihrer Vorliebe für Eliten-Bildung - wahrscheinlich hat sie bis vor Kurzem noch geglaubt, selbst zur Leistungselite zu zählen - auf die </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Erwachsenenbildung gekommen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Sie hat nie wirklich was dafür getan, aber jetzt könnte sie doch mal zeigen, dass es ihr </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Ernst </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">damit war: Um eine neue Doktorarbeit zu schreiben,</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;"> müsste sie bloß die Aufnahmeprüfung schaffen, alle Formalien bezüglich Noten, Zeit, Ort, Gebühren und Praktikum usw. erfüllen und </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">die reichlich Creditpoints erarbeiten, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">um danach die Aufnahme zum Masterstudium zu schaffen. Als Bachelor wird man nix und e</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">ine Garantie für die Zulassung zum Master gibt es nicht. Das zweite Studium bedeutet keine Erstausbildungsförderung mehr und die nächste Uni - was sind schon ein, zwei Umzüge bei den heutigen Wohnverhältnissen. Die Promotion dürfte, würde sie denn angenommen, noch mal mindestens drei Jahre dauern.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Das wäre zwar nicht so lässig und schnell wie die Promotion, die ihr vor dreißig Jahren hinterher geworfen wurde, aber danach wäre sie die erste Politikerin, die unter den von ihr geschaffenen Bedingungen tatsächlich einen akademischen Grad erreicht hätte."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Mellies Mund stand offen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">"Politiker erfüllen ihre eigenen Anforderungen so gut wie nie", </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">strahlte </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">der Heinz, "und Frau Schavan hat immer wieder die Vorteile ihrer fragwürdigen Entscheidungen für 'ernsthafte' Schüler und Studenten hervorgehoben; soll sie es halt beweisen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif; font-size: large;">Im Übrigen würde ich jetzt gern 'she blinded me with science' von Thomas Dolby hören. Und wenn Du eine Limo von Dr. Pepper hast, würde ich gern eine trinken."</span>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-74704330520447795062012-12-17T14:12:00.004+01:002012-12-26T10:28:49.372+01:00Guntalk<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><span class="Apple-style-span" style="line-height: 18px;"><span class="Apple-style-span" style="color: #ffe599;">
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</span></span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>Das angedrohte Blitzeis vor dem dritten Advent war genauso ausgeblieben wie der Weltuntergang vor dem vierten. Die Gesellschaft für deutsche Sprache hatte getreu ihrem Motto, die deutsche Sprache um bislang unbekannte Begriffe erweitern zu wollen, ausgerechnet ‚Rettungsroutine’ zum Wort des Jahres erhoben. In zigarrengeschwängerter Luft wartete ich auf mein Stout; eigentlich lief alles wie immer den sozialistischen Jahresendfeiergang. Nur ‚Last christmas’ hatte ich dieses Jahr noch nicht ein einziges Mal gehört, dieses Jahr schien dem ‚Gangnam style’ zu gehören.</b></span><br />
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Ist das nicht schrecklich mit diesen zwanzig toten Kindern?“ fragte Mellie, als sie mir das Glas hinstellte.</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Ich finde der Politiker auf NTV hatte Recht,“ meinte der Mann ein paar Hocker neben mir, „hätten die Lehrer auch Waffen gehabt, wäre der Amokläufer gar nicht so weit gekommen.“</b></span><br />
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>Mellies Mund klappte auf, aber sie bekam kein Wort heraus.</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Ich meine, wenn klar ist, dass zurück geschossen wird, überlegen es sich diese Irren zweimal.“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Naja,“ grummelte es aus des Heinzens Ecke, „es reicht nicht, die Waffe zu haben, man muss damit auch umgehen können.“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Wie meinen Sie das?“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„So einem liberalen Weichei von Lehrer eine Knarre in die Hand zu drücken, wird gegen einen trainierten, schwer bewaffneten, mit einer kugelsicheren Weste ausgestatteten Amokläufer, der seine Tat sowieso nicht überleben will, kaum ausreichen. Da müssen größere, schwerere, präzisere Waffen her. Wie wäre es mit MG-Nestern in den Fluren oder mit Selbstschuss-Anlagen? Man könnte auch die Kinder bewaffnen. Die halten das für ein Spiel und schießen auf jeden Fall zurück.“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Aber ist die Grundschule nicht zu früh dafür?“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>Mellie sah entsetzt von einem zum anderen, ich harrte der Dinge, die zwangsläufig folgen würden.</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Nicht, wenn schon im Kindergarten Paintball-Schlachten geübt werden und man zuhause mit Ego-Shootern trainiert. Das würde auch auf den Militärdienst vorbereiten. Bei der Wirtschaftskrise gibt's eh kaum andere Jobs.“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Meinen Sie?“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Und dann müssen die Gesetze zur Selbstverteidigung liberalisiert werden. Denken Sie an Treyvon Martin, der - unbewaffnet – im März von George Zimmerman erschossen wurde, weil er als siebzehnjähriger Schwarzer in einer Gated Community einen Kapuzenpulli trug - eindeutig Selbstverteidigung!“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Der Prozess läuft doch noch...“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Die Rechtslage in Florida ist klar, da gilt das ‚Stand your ground’-Gesetz.“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Ist das nicht zu drastisch.“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>Doch einmal in Fahrt gekommen, ließ sich der Heinz nicht beirren: „Wären die Besucher der Batman-Premiere im Juli in Colorado bewaffnet gewesen, hätte der Attentäter nicht mal eine Wasserpistole gebraucht. Eine geplatzte Papiertüte hätte gereicht und sie hätten sich im Dunkeln gegenseitig massakriert.“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Machen Sie SIch über mich lustig?“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>Der Heinz zuckte die Achseln. „Das Argument, ein Land, das mit 300 Millionen mehr eingetragene Waffen als Einwohner hat, bräuchte noch <i>mehr</i> Waffen, um weitere Tote zu verhindern, ist in etwa so schlüssig, wie das, dass man im deutschen Stauverkehr noch schnellere Autos braucht, um pünktlich zur Arbeit zu kommen, aber...“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>Der Typ warf einen Fünfer auf den Tresen und rief: „Sie können mich mal!“</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>Wir sahen ihm durch die Schwingtür hinterher und nicht einmal Mellie beschwerte sich darüber, dass der Heinz schon wieder einen ihrer Gäste vertrieben hatte.</b></span></div>
<div>
<span class="Apple-style-span" style="color: #ffd966; font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"><b>„Einen Four Roses bitte,“ sagte der Heinz sanftmütig. „Der schmeckt, als würde er noch mit Schiesspulver gebraut. Und ich würde jetzt gern ‚Guntalk’ von Paul Roberts hören, wenn Du hast.“ Kommentarlos ging Mellie und sah nach.</b></span></div>
</div>
derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-21745691066191879352012-11-03T14:52:00.003+01:002012-11-15T20:57:06.231+01:00all hallows' eve oder die amerikanischen HeiligenDie Nächte wurden schnell länger, so dass auch die alljährliche Arbeitsbeschaffungsmassnahme für das Uhrmacherhandwerk nicht mehr darüber hinweg täuschen konnte, und die Theke war schummrig. Ich trank Stout und roch des Heinzens Räucherware.<br />
"Gerd, was machst Du mit all den Süßigkeiten?" fragte Mellie mit Blick in die große, gelbe Netto-Plastiktasche neben meinem Hocker, "Du hast doch gar keine Enkel."<br />
Der alte Mann links von mir schüttelte den Kopf: "Für Halloween. Ich scheine an einer beliebten Strecke zu wohnen. Jedes Jahr klingeln mehr Kinder."<br />
Mellie lachte: "Wenn Du die Tauben fütterst, kommen die immer wieder."<br />
"... hat's alles zu meiner Zeit nicht gegeben," brubbelte Benno vom anderen Ende der Theke.<br />
Mellie tätschelte ihm die Hand: "Das kommt aus Amerika, so feiern die da drüben Allerheiligen."<br />
"Ja, die Ossis, die alte Partytruppe, haben das aus den US of A geholt, sobald sie '89 von der Leine gelassen worden waren," dröhnte es aus des Heinz' Ecke, "bei Benno waren es noch Kaugummi und Rock'n'Roll."<br />
"Damals war das was anderes," widersprach der, "den ganzen neumodischen Quatsch brauche ich nicht."<br />
"Aber Verkleiden ist für Kinder ein Riesenspaß", wollte ihn Mellie umstimmen, doch Benno ließ sich nicht erweichen: "Dieser Konsumterror hat nichts mit unseren christlichen Grundwerten zu tun."<br />
"Hat die CSU auch schon lange nicht mehr", echote der Heinz, "aber im Namen führen sie sie trotzdem noch."<br />
"Ach, mir macht das einfach Spaß," sagte Gerd, "die Kinder klingeln, zeigen ihre Verkleidungen, sagen ihre Sprüche auf und bekommen Süßigkeiten."<br />
"Die einzige Möglichkeit", lachte es aus des Heinz' Ecke. "heutzutage fremden Kindern Süßigkeiten geben zu können, ohne dass die Eltern sofort den UNO-Sicherheitsrat anrufen."<br />
"Na hör mal, was denkst Du denn von mir?"<br />
"Und trotz all der Berichterstattung über missbrauchte Kinder und Pädophilen-Netzwerke findet es niemand komisch, Kinder unbeaufsichtigt in unbekannte Häuser zu schicken, um sich von fremden Menschen Süssigkeiten geben zu lassen. Dabei sollte das doch eigentlich der Albtraum aller Eltern sein."<br />
"Was willst Du damit unterstellen? Ich habe noch nie..."<br />
Des Heinzens Bass zerschnitt das Gestammel mühelos: "Es gibt Riesenstress um dicke Kinder und ausgerechnet aus den USA kommt ein Brauch mit dem einzigen Sinn, bergeweise Süßigkeiten einzusammeln?"<br />
"Wäre interessant zu sehen, wie lange noch mit Saurem gedroht wird, wenn die Süßigkeiten aus Tofu-Würfeln und Karotten-Schnitzen bestehen werden," säuselte ich meinem Bier etwas zu laut zu.<br />
Die Köpfe drehten sich. Alle in meine Richtung. Oh Mann.<br />
"Wie viele makrobiotische Zombies kann es in einer Stadt geben?"<br />
Sie sahen mich immer noch erstaunt an. Noch mal seufzend gab ich nach: "Also Meinetwegen: eine Lokalrunde 'Schlehenfeuer'! Aber dann will ich auch 'Sweets for my sweet' in der Originalfassung hören!"<br />
Des Heinz' Lachen ließ die Theke vibrieren.derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-22458712504107159112012-10-30T18:00:00.001+01:002012-10-30T18:26:24.382+01:00Beautiful Sunday"Was Schönes eingekauft?" wollte Mellie wissen, als ich die bunte Plastiktüte klirrend auf dem Tresen abstellte.<br />
Ich zog einen Flunsch und bestellte mein Stout.<br />
"Dass ausgerechnet Du am Sonntag einkaufen gehst..."<br />
Ich sah sie über den Rand des Glases an: "Wieso?"<br />
"Üblicherweise verteidigst Du die Werktätigen Genosse," brummte der Heinz und Rauch wehte aus seiner Ecke in den Barraum, "da war davon auszugehen, dass Du alter Gewerkschafter den verkaufsoffenen Sonntag scheust wie der Teufel das Weihwasser."<br />
"Sehr lustig."<br />
"Ich muss auch jeden Sonntag arbeiten," meinte Mellie.<br />
"Du und jeder andere Pfarrer," lachte der Heinz, "alles Männer Gottes."<br />
"Das wage ich noch zu bezweifeln," maulte ich zu leise in mein leeres Glas, um gehört zu werden, und bestellte das nächste. "Die Schlossstraße hinauf und hinunter habe ich ganzen Hunnenhorden mit drei Buchstaben auf dem Kennzeichen die Stirn geboten und musste dann trotzdem zum Apotheken-Nachttarif bei Karstadt einkaufen. Mehr als die Hälfte aller Läden war nämlich nicht geöffnet."<br />
"Freies Unternehmertum," gab der Heinz zurück, "niemand wird gezwungen, Geld zu verdienen."<br />
"Sei zufrieden, dass Du in Berlin lebst. Hier gibt's wenigstens keine Sperrstunde," sagte Mellie, ganz stolze Hauptstädterin.<br />
"Oh," der Heinz gab den Oberlehrer, "die bundesweite Sperrstunden-Regelung gibt es schon lang nicht mehr. Inzwischen legt jedes Bundesland selbst fest, wann wer aufhaben darf. Deshalb haben wir auch diese entzückend kleinteiligen Regelungen mit den zwei verkaufsoffenen Advent-Sonntagen und den seltsamen Öffnungszeiten für die Läden im Hauptbahnhof und demnächst im Flughafen."<br />
Mellie nickte: "Die habe ich nie verstanden!"<br />
"Das eine hängt an der Zahl der verkaufsoffenen Sonntage pro Jahr. Die Kirchen verlangen Kompromisse, damit mehr ihrer Schäfchen Sonntags Zeit für sie haben. Und die Entscheidung, welche Läden an normalen Sonntagen öffnen dürfen, hängt davon ab, ob es sich bei ihrer Ware um Reisebedarf handelt."<br />
"Reisebedarf?"<br />
Der Heinz sah sie nachsichtig an: "Aber noch besser sind die Bayern. Bei deren Tankstellen kriegst Du nach acht und an Wochenenden nur Ware, wenn mit dem Auto vorfährst."<br />
"Super," sagte ich, "Deiner Party geht nach Stunden das Bier aus, und Du musst mit dem Auto einkaufen fahren, egal wie viel Du schon intus hast. Erhöht die Verkehrssicherheit bestimmt ungemein."<br />
"Nun sag schon," fragte Mellie, "was hast Du denn nun so dringend gebraucht?"<br />
"Bier." Ich sah zur Decke. "Und eine bestimmte Flasche Whisky."<br />
"Schätzchen, Du hättest doch nur zu mir kommen müssen," säuselte Mellie, "ich hab doch jeden Sonntag auf. Und zum Schluss endest Du doch sowieso jedes Mal wieder hier."<br />
Ich nickte gottergeben, sie blickte in meine Plastiktüte.<br />
"Na dann einen Jim Beam Rye für alle und ein Bier!" rief sie. "Und soll ich mal 'Sunday bloody sunday' für Dich auflegen?"derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-25766738118260174442012-10-02T15:08:00.001+02:002012-11-01T10:39:29.052+01:00Zug um Zug<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich bog um die Ecke und der Tag war ein besonderer. Vor der Bar fletzte der Heinz in einem der Plastikstühle. Ich sah v</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">on seinem missmutigen Gesicht zur verschlossenen Tür, schnappte mir auch einen Stuhl vom Stapel und fragte: "Soll ich kurz zu 'Getränke Hoffmann' rüber, ein Sixpack holen?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Willst Du mich zu allem Überfluss auch noch auf den Arm nehmen?"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wollen hätte ich schon gemocht, nur dürfen habe ich mich nicht getraut. Denn unbedingt zu vermeiden wäre dabei, dass der Heinz seine Unzufriedenheit über die Gesamtsituation </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">anschliessend</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">an mir ausließ. Heikel. Und ambitioniert. Noch in der Planungsphase meiner Antwort überholte mich die Realität in Form von Mellies Ankunft.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Natürlich müsst ausgerechnet Ihr es sein!" schnauzte sie, bevor sie schaumgebremst und mit hochrotem Kopf erst das Sicherheitsgitter, dann die Tür aufschloss.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Bis Licht und Musik andeuteten, dass die Explosionsgefahr drinnen nicht mehr unmittelbar sei, warteten wir. Schwerfällig ließ sich der Heinz in seiner Ecke nieder, ich nahm mir</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> einen Barhocker.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Diese verdammte S-Bahn!" Donner rollte heran.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Da ich nicht wusste, ob sie mit mir, dem Heinz oder wie einst </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Don Camillo</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> mit dem höheren Wesen, das sie verehrte, redete, beschränkte ich mich auf ein Nicken.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Erst sind Züge ausgefallen, dann haben Heizungen und Türen nicht funktioniert, waren Weichen vereist, haben Kabel gebrannt und was weiß ich nicht noch alles."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Rücktritt Mehdorn, Auftritt Grube", kommentierte der Heinz aus dem Off, offensichtlich vollständig angstfrei.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Dann haben sie diese bescheuerte Brücke vor Wannsee abgerissen und den Fahrplan umgestellt, um in Nikolassee Anschluss zu schaffen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Mellie sah mich wütend an. Um den Heinz wütend anzusehen, hätte sie sich ziemlich vorbeugen müssen. Das wiederum hätte ich gern gesehen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Die Verbindung zur BVG hat von Anfang an nicht geklappt, genau wie zum Ersatzverkehr, wenn Du auf der Treppe nicht zu den ersten zwanzig gehörst."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich wartete.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Und jetzt bauen sie zwischen Schöneberg und Friedenau und ich brauche fürs Warten und Umsteigen länger als für die Fahrtzeit."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Bislang hatte sie weder nach Getränken gefragt, noch mit unseren Standardbestellungen begonnen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Als Sahnehäubchen fährt eine Freundin täglich im</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> Regionalverkehr nach Griebnitzsee. Aber der wurde wegen des Brückenbaus ebenfalls </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">komplett und gleichzeitig zur S-Bahn eingestellt. Und die Kirsche oben drauf ist die Avus, die seit dem Sommer halb gesperrt ist. Völlig egal wie oder wann, Du landest</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> im Stau."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Vorsichtig deutete ich auf das Regal hinter ihr, in dem unglaubliche Mengen von Alkohol auf Gäste - also mich - warteten, aber Mellie sah nichts, Mellie hörte nichts. </span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Wenn ich könnte würde ich die Bahn auf Rückgabe meiner</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> zwischen ihren Baustellen verlorenen </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Lebenszeit</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">verklagen."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Die Bahn AG will nur Geld verdienen." </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Der Heinz schnitt ein Zigarrenende ab.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Ob sie mit dem Monopol für den innerdeutschen öffentlichen Nahverkehr - eine Folge des ersten Weltkriegs - die Preise hochtreibt, KZ-Häftlinge transportiert oder uns das von uns selbst bezahlte Schienensystem vorenthält und uns immer wieder aufs Neue dafür bezahlen lässt, dass wir es benutzen." Er gab sich Feuer.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Renditevorstellungen in Höhen, von denen </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">mittlerweile </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">selbst die Deutsche Bank abgerückt ist, bluten</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;"> die S-Bahn aus, und Du glaubst, d</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">ie </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">würden sich auch nur die Bohne um Deine Transportbedürfnisse scheren? L</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">ieber kauft die Busse in Indien oder Container-Schiffe in Afrika."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">"Ich will aber nicht von Hongkong nach Macao, sondern von Mitte nach Steglitz und zwar pronto, damit ich nicht nochmal zu spät komme und ihr beiden Besserwisser schon auf mich wartet. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Habt Ihr eigentlich die verdammten Stühle draußen zurück auf den Stapel gestellt? Heute soll's noch regnen!"</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Trebuchet MS', sans-serif;">Ich ging Stühle stapeln. Und bevor ich mich endgültig ohne Bier vom Acker machte, hatte ich tatsächlich noch keine Replik von dem Heinz gehört, keine passende Bestellung, keinen Musikauftrag.</span>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-21359123258516324092012-08-18T16:16:00.082+02:002012-09-25T18:51:50.985+02:00Zen oder die Kunst, einen Flughafen zu bauen - ein Update<div>
<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">Fürs Wochenende waren über dreißig Grad angesagt und alle, denen ich auf dem Trampelpfad zur rituellen Tränke begegnete, übten schon mal Schwitzen. Drinnen war es richtig stickig, schon weil des Heinz' Zigarre ordentlich für Feinstaub sorgte. Den Kerl, der sich an der Bar hinter einer 'B.Z.' versteckte, störte weniger der Rauch: "Jetzt verschieben sie die Eröffnung des Flughafens zum vierten Mal!"</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Das ist bei rein repräsentativen Gebäuden nun mal so," gab der Heinz unbeteiligt zurück, "bis der Kölner Dom fertig war, hat es auch fünfhundert Jahre gedauert."</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Das ist doch ewig her."</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;"><span class="Apple-style-span">"Hundertfünfzig Jahre," d</span><span class="Apple-style-span">er Heinz schaute kurz auf, "kein Verhältnis zur Bauzeit. Dann sind </span><span class="Apple-style-span">da noch die Hamburger Elbphilharmonie und der CCTV-Knoten in Peking: Der sollte auch zu <i>deren</i> Olympiade fertig sein."</span></span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Aber das BER-Desaster ist rufschädigend für Berlin!"</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Das nicht BER sondern BBI heißen sollte. K<span class="Apple-style-span">urz nach der ersten Werbung kam dann raus, dass das Kürzel schon nach Indien vergeben war."</span></span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Man kann nicht an alles denken," murmelte ich. Mellie sah genervt zu mir rüber.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Zwanzig Jahren Planung und zu wenig Abfertigungsschalter," maulte es hinter der Zeitung.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Man kann eben nicht an alles denken," wiederholte ich mich.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Keine private Finanzierung, jede Menge Pleiten und dann die Flugrouten über der Stadt," die 'B.Z.' konnte es einfach nicht auf sich beruhen lassen, "warum sollen die sicherer sein als ein Flughafen in der Stadt? Wurde nicht deshalb außerhalb geplant? Keine Flüge über dem Stadtgebiet?"</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Ich sag doch: ..."</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Dann haben sie noch diesen Islamisten als Sicherheitsmann eingestellt."</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Vielleicht um die Reisenden für den Flug mit kostenlosen Koran-Ausgaben zu versorgen?" mutmaßte der Heinz.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"So schlimm ist es nun wirklich nicht," wandte ich ein, "die Bauarbeiten in Mitte kommen jedenfalls gut voran."</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">Der Heinz grinste: "Du meinst die Legoland-Version im Sony-Center?"</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"In Echt </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">ist der sicherheitstechnisch wichtigste Teil aber auch schon fertig!"</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">Damit hatte ich aller Aufmerksamkeit.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Na das </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">Abschiebeknast</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">. Noch kommt zwar keiner an, aber ohne Papiere kann er schon mal weggesperrt werden. Und in einem Gefängnis<span class="Apple-style-span"> direkt </span><span class="Apple-style-span">am Flughafen würden Anschläge dort </span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">zur Selbsterfahrung."</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;"><span class="Apple-style-span">Der Heinz schüttelte den Kopf: "Ich hab gelesen, Sprachwissenschaftler sollen sich </span><span class="Apple-style-span">grad mit der Entwicklung eines Futur drei beschäftigen, um sinnvolle Gespräche über den Flughafen zu ermöglichen."</span></span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Futur drei?" fragte Mellie.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Eins beschreibt die Zukunft, das zweite Dinge, die zu einem fixen Zeitpunkt in der Zukunft abgeschlossen sein werden. Drei soll jetzt Ereignisse beschreiben, die zu einem fixen Zeitpunkt in der Zukunft hätten fertig sein sollen, von denen aber jetzt schon klar ist, dass sie das nicht sein werden, und dass sie sich hinziehen, bis nicht mehr sicher ist, ob sie überhaupt jemals abgeschlossen werden können." </span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Das ist nicht witzig," sagte die</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;"> 'B.Z.'.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Wieso nicht?" fragte der Heinz zurück, "je mehr Kapazitäten der Flughafen frisst, desto weniger bleibt für diese wilhelminische Stadtschlossmonstrosität übrig."</span></div>
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<span class="Apple-style-span"><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;"><span class="Apple-style-span">"Vergiss das Stadtschloss," schlug ich vor, "machen wir's wie die Pharaonen: </span></span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">Der Flughafen wird Wowereits </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">Mausoleum</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;"><span class="Apple-style-span">."</span></span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Wowereit als Schneewittchen in der Glaskiste?"</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Wäre Dir Lenin am Roten Platz lieber?"</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Kleinerer Mann, größere Kiste, "der Heinz rieb sich das Kinn: "Bis zu dessen Ableben könnten sie tatsächlich fertig werden. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">Mellie, kennst Du den alten 'Lufthansa-Cocktail'? Und leg 'From here to Eternity' auf."</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">"Och Heinz, blas Dich mal nicht so </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana;">auf!"</span></div>
derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-13146881564800701582012-07-15T07:16:00.019+02:002012-07-26T05:11:42.485+02:00looking for the summer<span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Die Ferienzeit begann genauso, wie die vorige abgelaufen war: die Autobahnen verstopft, der Nahverkehr blockiert und der Dauerregen subarktisch. Kurz gesagt: Alle wollten weg, aber niemand kam irgendwohin.</span><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Prompt wurde </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">meine nächste Telepathie-Sitzung bei Dr. Stout auch noch </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">schnöde von Mellie</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;"> unterbrochen: "Und <i>warum</i> ist das Deiner Meinung nach nicht der Beginn der Klimakatastrophe, Heinz?"</span></div><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Wegen des bisschen Regens? Sieh Dir mal London an</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">. Die 'Times' spricht vom regenstärksten Frühjahr seit 1766. Denen werden noch die Raketenwerfer einrosten, die sie für Olympia auf die Dächer gestellt haben."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Als Sportgeräte?" fragte ich.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Quatsch, um Anschläge zu verhindern."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Genüsslich blies der Heinz mehr belastenden Feinstaub in den Raum</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">: "Die Schlagzeile zu den Wasserspielen von London lautet: 'Just. Stop. Raining.' - als hätte die "Times" eine Direktverbindung."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Siehst Du?" forderte Mellie Einsicht. </span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">"Das hier ist doch noch kein Unwetter. In Japan fallen grad 11 Zentimeter Regen pro Stunde. Dort werden ganze Inseln evakuiert, während in Indien Hindu-Priester lebende Frösche mit </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Kurkuma würzen und</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;"> </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">traditionell </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">verheiraten, um </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana; ">seit Jahren mal wieder</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana; "> Monsunregen zu kriegen."</span></div><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Ich kann mich nicht mal mehr erinnern", meinte Mellie angewidert, "wann wir das letzte Mal einen richtigen Sommer hatten."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"'Bild am Sonntag' behauptet, dass 65% der Deutschen noch an diesen Sommer glauben, </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">zwischen 14 und 29 Jahren </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">übrigens 75%. Du könntest Dich etwas altersgerechter verhalten."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">"Durch den vielen Regen </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana; ">passen </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana; ">die Spreewald-Gurken </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana; ">kaum noch in die Gläser."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">"Saure-Gurken-Zeit", grinste der Heinz, "also wenn Du Dich bloß langweilst..."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Schön, dass das für Dich alles ein Witz ist, aber i</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">ch muss dringend in die Sonne, und wenn es nur für ein paar Tage ist."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Hast Du nun Angst vor einer Klimakatastrophe oder nicht? Die hältst Du nämlich nicht damit auf, für einen Mallorca-Kurztrip dieselbe Menge Stickoxide in die Luft zu blasen, mit der Du über ein Jahr Autofahren könntest.</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Der Heinz schüttelte den Kopf: "Worüber </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana; ">beschwerst </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana; ">Du Dich? Selbst in 'Villa Riba' regnet es, ich hab's in der Werbung gesehen, denen hilft's beim Spülen. Und während wir in 'Villa Bajo' weiter auf besseres Wetter warten, könntest Du mal 'it's raining again' aus dem Computer kramen und jedem einen heißen Grog machen."</span></div></div></div>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-57619006054347010292012-06-29T11:03:00.015+02:002012-07-20T06:03:52.934+02:00eviva espana<span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Es war der Tag nachdem ein tief schwarzer Krieger mit kurzem, gelben Irokesen und italienischem Namen die deutsche Fußballnationalmannschaft mit Gewalt ins Nirwana geschossen hatte. Dreißig Grad brannten der Hauptstadt d</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">en Schweiß</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;"> in den Beton. D</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">ie Ich-will-doch-nur-spielen-Patrioten schleppten die Überreste ihrer schwarz-rot-goldenen</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> Überheblichkeit über den weichen, dampfenden Asphalt.</span><div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Weil ich noch nicht raushatte, wie sich das Spielergebnis auf die Preisgestaltung meiner Lieblings-Pizzeria auswirkte und es richtig heiß war, steuerte ich kühlen und neutralen </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Halbschatten an. Ich bestellte</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;"> ein kaltes Schwarzes und folgte der Diskussion zwischen Bodo und dem Heinz.</span><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">"Wieso verdammte Italiener? </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Du wolltest keine Politik, Du wolltest keine Europa-Diskussion und keine über Menschenrechte. Wenn es also wirklich nur </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Fußball war, weshalb regst Du Dich dann so auf?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Du vaterlandsloser Geselle!"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Bodo!" zischte Mellie.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Der Heinz stieß ein Rauchwölkchen aus: "Was erwartest Du von jemandem der Balla-Telli heisst? Außerdem</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;"> stellen wir schon den Papst, </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Audi hat Lamborghini gekauft, die Märkte haben ihren Mini-Duce geschasst und La Merkel lässt </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">sie nicht mit unserem Geld </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:medium;">rumspielen."</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> D</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">er Heinz zuckte die Achseln: "Uns geht's doch bueno und da trägst Du Ihnen einen Sieg im Fußball nach?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">"Das alles hat doch gar nichts damit zu tun! Es ist doch nur Fußball"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">"Eben. Nur Fußball."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Ich sah Mellies Verzweifelung und versuchte zu vermitteln: "Wir sind doch alle gute Verlierer, oder? Und gute Verlierer beklagen sich nicht. Wir kaufen nächsten Monat bloß alle kein Nutella, keinen Ferrari und keine Pizza mehr, auch nicht die aus dem original italienischen Steinofen von Dr. Oetker.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Und weil von uns wirklich niemand nachtragend ist, trinken wir jetzt alle einen Veterano und Mellie legt 'eviva espana' auf."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Der Heinz schüttelte den Kopf: "Bei deutschen Schlagern passe ich. Zahlen bitte!"</span></div></div></div>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-44854925912030151012012-06-09T08:16:00.060+02:002012-06-11T14:49:09.780+02:00Das Handy des Ferengis<div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Zweiundzwanzig Grad hielten die Stadt im feucht-schwülen Würgegriff, während die Fußball-EM mit ihren Expertenrunden, Tabellen und Schwarz-Rot-Gold in den Alltag Einzug gehalten hatte wie seinerzeit <span class="Apple-style-span" style="line-height: 19px; ">Hurrikan Katrina in New Orleans</span>.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Mir klebte das Hemd am Leib; alles, was den Körper berührte, war zuviel. Ich brauchte ein kühles Stout. Kaum hielt ich es in der Hand, stand Mellie, die Barfrau mit der süßen Zahnlücke, auch schon wieder vor des Heinzens Ecktisch: "Die haben mir keinen neuen Vertrag gegeben, weil meine Kreditwürdigkeit nicht ausreicht. Blödsinn!<span class="Apple-style-span" style=" ;"> Ich habe keine Schulden und meine Rechnungen zahle ich immer."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Wir hatten über Rating-Agenturen gesprochen. Deine persönliche Rating-Agentur heißt Schufa. Die kennt den Menschen nur als finanzielles Risiko."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Was soll das heißen?" fragte Mellie misstrauisch.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Der Heinz stieß Rauch aus, der in Menge und Dichte für jeden Rauchmelder den Overkill bedeutet hätten. Mellie schien es nicht mal zu bemerken.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Du<span class="Apple-style-span" style=" ;"> kennst den Spruch, nachdem jeder Mann ein potentieller Vergewaltiger ist."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:100%;">Mellie nickte.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;">"Nun, für die Schufa ist jeder Mensch ein Schuldner. Auch wenn Du keine Schulden hast, müssen sie wissen, ob Du sie bezahlst, wenn Du welche kriegst. Bänker sind Ferengi.</span><span class="Apple-style-span" style=" ;">"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:100%;">Im Universum von Raumschiff Enterprise schien Mellie verloren.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;">"</span><span class="Apple-style-span" style=" ;">Statt an Nächstenliebe </span><span class="Apple-style-span" style=" ;">glauben sie an die Regeln des Profits</span><span class="Apple-style-span" style=" ;">. Ihr Glaube beruht darauf, dass jedes Wesen irgendwann Geld von ihresgleichen leihen wird."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:100%;">"Ich wollte doch nur einen anderen Telefonvertrag."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;">"Das heißt</span><span class="Apple-style-span" style=" ;"> Vorleistung und dann müssen</span><span class="Apple-style-span" style=" ;"> sie wissen, ob und wie zurückgezahlt wird, egal, ob Dir das schadet. Weil sie nicht an Kristallkugeln glauben, vergleichen sie alle Daten, die sie kriegen können. Triangulation</span><span class="Apple-style-span" style=" ;">.</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;">Wenn Du in einer armen Gegend wohnst, bist Du verdächtig. </span><span class="Apple-style-span" style=" ;">Wenn Du keinen Festnetzanschluss hast, bist Du weniger kreditwürdig. </span><span class="Apple-style-span" style=" ;">Du wirst für Dein Alter, Deinen Job, für Dein ganzes Leben und für alle </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">in Sippenhaft </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">genommen, die bei Dir wohnen und mit Dir arbeiten. Du kriegst nur noch teure Kredite und keine Telefonverträge.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:100%;">Ihr letzter Coup hätte der Abgleich mit Deinen Kontakten bei Facebook und Co. werden sollen. Verbindung mit Sozialhilfeempfängern hätte bedeutet, dass Du auf dem Weg in die Sozialhilfe bist."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:100%;">Der Heinz streifte die Asche ab. "Laut Wikipedia lag die Fehlerquote der Schufa 2002 über sechzig Prozent, 2010 bei siebenunddreißig Prozent. Aber Banken, Telefonanbieter und Versandhäuser glauben an ihre Werte."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;"><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:100%;"><div face="Georgia, serif" size="-webkit-xxx-large" style=" ;">"Man ist nicht kreditwürdig, weil die Nachbarn Schulden machen?" fragte ich.</div><div face="Georgia, serif" size="-webkit-xxx-large" style=" ;">"Was ist dann mit Konkurskandidaten wie den Schleckers? Die müssten ihre Millionärs-Nachbarn doch ein paar Punkte Kreditwürdigkeit kosten."</div></span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Das ist etwas ganz anderes. Steuerhinterzieher und Profit-Bankrotteure haben prinzipiell Geld. Da scheißt der Teufel nur auf den größten Haufen und landen die fiesesten Katzen immer auf den Pfoten. <span class="Apple-style-span" style=" ;">Ferengi-Logik.</span>" <span class="Apple-style-span" style=" ;">Der Heinz drehte die Zigarre zwischen seinen Fingern.</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:100%;">"Als nächstes werden die Ferengis von der Schufa mit Entsorgern wie der 'BSR' oder 'ALBA' Verträge schließen, um aus Deinem Müll zu erfahren, wie sparsam oder verschwenderisch Du bist und welchen Überzeugungen Du angehörst."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Weil ich also kein Festnetz brauche, da ich wegen meiner Arbeit kaum zu Hause bin, kriege ich keinen Mobilvertrag mehr?" wollte Mellie wissen.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Der Heinz grinste: "Und wenn Du bar zahlst, schadet das Deiner Kreditwürdigkeit und kriegst kein Konto mehr. Weswegen Du auf ewig bar zahlen müsstest. Ganz abgesehen davon, dass Du ohne Konto <span class="Apple-style-span" style=" ;">heutzutage </span><span class="Apple-style-span" style=" ;">weder Job noch Wohnung kriegst. Die soziale Abwärtsspirale als </span><span class="Apple-style-span" style=" ;">Aufbruch in neue Welten und </span><span class="Apple-style-span" style=" ;">fremde Dimensionen; d</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">er Hauptmann von Köpenick lässt grüßen.</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Aber unser Entwicklungshilfeminister, der seinen Teppich vom BND einfliegen lässt, ohne ihn zu versteuern, schadet der Kreditwürdigkeit seiner Wohngegend <span class="Apple-style-span" style=" ;">nicht</span><span class="Apple-style-span" style=" ;">, weil sich reiche Menschen in der Mehrheit </span><span class="Apple-style-span" style=" ;">nun mal </span><span class="Apple-style-span" style=" ;">so verhalten?" fragte ich.</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Mein Gott, jetzt hat sie's", frohlockte der Heinz.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Mellie, verhalte Dich einfach so asozial wie alle anderen Millionäre. Und mach uns mal eine schweineteure Runde Zieglers Wildkirsch.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Ich nehme nicht an, dass Du den Song 'startrekkin' auf dem Computer hast? Den Ferengis zu Ehren?"</span></div>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-8397581874328245172012-05-02T11:12:00.051+02:002012-06-09T14:56:51.227+02:00football's coming home<span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >Ohne größere Schäden war der erste Mai durch die Stadt und am neuen Innensenator vorübergezogen. Gefühlte dreißig Grad hielten uns Eingeborene mit gelegentlichen Gewittereinspielungen auf Trab, bevor die Temperaturen ganz absackten. Aufreger waren der zukünftige Flughafen und der Benzinpreis. Kaum durch die Tür, die mich noch von meinem Stout trennte, hörte ich schon eine aggressive Stimme:<br /></span><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >"Willst Du denn ernsthaft auf den Europameister-Titel verzichten?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >Ein dürrer, grauer Schnäuzer stand vor des Heinz' Tisch und zitterte vor Empörung.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >Richtig dicke Luft, dachte ich, noch bevor ich die Zigarre riechen konnte.<br /></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >"Hast Du die Vorbereitungsspiele nicht gesehen? Wir gewinnen! Sogar gegen Holland!"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >"Rüdiger, was regst Du Dich auf," fragte Mellie hinter dem Tresen, "Du weißt doch, dass der Heinz immer provozieren will."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Deine Holländer werden wohl in blau spielen müssen," gab der zu bedenken, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"oder meinst Du, Präsident Janukowytsch will ausgerechnet die Farbe </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">von </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">2004 </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">auf dem Platz sehen?"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Und als Rüdiger verständnislos kuckte: "Noch nie was von der 'orangen Revolution' gehört? </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Aber das Spiel gegen Holland könnte Frau Tymoschenko etwas Ablenkung </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">bieten."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >"Wieso?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">"Sie sitzt in Charkiw ein und da findet es statt.</span><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">" Der Heinz zuckte die Achseln, "</span><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">vielleicht kann sie es ja durch die Gitterstäbe verfolgen."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">Mit Muße blies er eine gewaltige Rauchwolke Richtung Tresen. P</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">rophylaktisch </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">schaltete </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Mellie </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">den Ventilator ein: </span><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">"Wir hatten Olympia in China, die Formel 1 in Bahrain, Heinz, ist die Ukraine denn wirklich so schlimm?"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >"Wir kriegen auch einen Song-Contest in Baku und Winterspiele und eine Fußball-WM in Russland. Sind Großveranstaltungen wichtiger als Menschenrechte, Umwelt- oder Tierschutz?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span">"Bleib mir mit Deinem esoterischen Quatsch </span><span class="Apple-style-span">von der Pelle!" Rüdiger fuhr sich durch den kurzen, grauen Mittelscheitel, "e</span></span><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">s ist doch bloß Sport!"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" ><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Na klar," brummte der Heinz und ich dachte, ich höre nicht richtig, "in diesen exotischen Kulturen </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">gehören </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Feme-Gerichte, Vendetta und Diktatur zur</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"> liebevoll gepflegten Folklore. Uns Touristen gehen der </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Sexismus, die religiöse Dogmen und soziale Kasten der Eingeborenen nichts an</span><span class="Apple-style-span">. Menschenrechte soll man niemandem gegen seinen Willen aufzwingen. Bloß seltsam, dass diese exotischen Kulturen zu Europa gehören sollen."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span">Des Heinz' Augen blitzten: </span></span><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span">"</span>Hast du eigentlich noch diesen kleinen, schwarzen Westie,<span class="Apple-style-span">" fragte er, "der einem immer wie Falschgeld unter den Füßen herumläuft?"</span></span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >Rüdiger nickte irritiert.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >"Den nimm besser nicht mit zur EM. Da werden frei laufende Hunde gefangen und getötet, um das Stadtbild zu säubern. Die Tierschützer laufen seit Monaten Sturm."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >Rüdiger lief erst rot an und wurde dann allmählich blass.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">"Tja, die Folklore. D</span><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">er Tierschutzbund </span><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">hat in Deutschland zehn</span><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">mal so viele Mitglieder wie der für Kinder, also sollten Euch doch zumindest die Hunde...</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">Einen großen Wodka, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Mellie, eiskalt.</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"> Und leg mal 'three lions' auf."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >"Sollte ich das kennen?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;">"Den Refrain hast du schon gehört"</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">griente der Heinz, "</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">football's coming home."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >Ich kippte mein Stout und deklamierte getragen: "Aber er kam nie mehr nach Hause. Stattdessen zog er hinaus in fremde Gefilde und entfernte Galaxien, um immer neuen Imperien zu mehr Ruhm und barbarischen Herren zu immer größeren Vermögen zu verhelfen."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=";font-family:verdana;font-size:100%;" >Und der Heinz grinste nicht mehr, während die restliche Kneipe ein, zwei Sekunden schwieg.</span></div>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-20777874984156812602012-03-18T12:23:00.050+01:002012-03-21T09:33:31.799+01:00Lady Godiva oder Bodo und der Tag der Frau<div><span><span></span></span></div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">Übers Wochenende war Tief Barbara einem Hoch gewichen. Eine Etage darunter praktizierte der öffentliche Dienst bundesweit genauso Arbeitsverweigerung wie die Hertha in Berlin, dort, wo Joachim Gauck erst im vierten von drei Wahlgängen zum Bundespräsidenten gewählt worden war und mich der letzte Wetterbericht auf die versprochenen zwanzig Grad warten ließ wie Beckett seinen Estragon auf den Lammbraten. Sonst war alles beim alten, der Heinz qualmte und kritzelte in seiner Ecke, Mellie telefonierte mit einer Freundin und Bodo blätterte zwei Barhocker weiter in seiner 'Bild'.</span><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Na, musst du jetzt suchen?" frotzelte Mellie Bodo an und steckte das Handy weg, "keine Titten mehr auf Seite 1?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Bloß 'ne Image-Kampagne; </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">auf Seite 1 ist </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Werbung teuer</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">," schaltete sich der Heinz ein. "Die Nackedeis sind nur nach hinten ins Heft gewandert."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Jedenfalls muss ich nicht mehr auf nackte Brüste starren, nur weil ich U-Bahn fahre!" hielt Mellie dagegen.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Deren Nachrichtenwert ist auch begrenzt," wagte ich einzuwerfen, </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"aber </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">als eifrige 'Bild'-Mitarbeiterin wird </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">Frau Schwarzer bestimmt jedes Foto persönlich absegnen. Und sie ist schließlich unsere letzte Instanz für Sexismus."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"D</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">ie heilige Johanna der Druckmaschinen hat ihre Windmühlen aus den Augen verloren</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">," </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">stimmte der Heinz zu, "i</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">hr Kreuzzug scheint zum Ego-Trip geschrumpft."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Solang ihr Ego nur implizie</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">rt, dass sie die Sex-Bildchen anderer genehmigt..."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Das war aber unter der Gürtellinie!" maulte Mellie.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Ist das Sex nicht immer?" konterte der Heinz.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"Wer mit 'Bild' ins Bett geht, muss auch mit den Krankheiten leben, die man sich dabei einfängt," ergänzte ich.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:100%;">"B</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">ei dem infrage stehenden, der Megalomanie verdächtigen Monster-Ego würde ich eh nur auf einen weiteren Versuch tippen, sich als in <span><span>jeder Hinsicht überlegene Spezies aufzudrängen."</span></span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;"><span><span>Ich nickte ihm zu: "Oder als Kampagne</span></span> zur Akzeptanz<span class="Apple-style-span" style=" "> von Rentner-Sex."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Nacktaufnahmen von Frau Schwarzer</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> im Namen der Gleichbehandlung?"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Wären dir welche von Franz Josef Wagner lieber?"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Na das wäre dann aber so richtig ausgeglichen</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;font-size:medium;">," gab er zurück, "aber w</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-size:medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">o er sein</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">en Sex-Bildchen doch so nachgeweint hat, könnte er ja selbst in die Bresche..."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"Blitz-Meinungsumfrage: Bodo? Wie würde dir ein gemeinsames Aktbild von Frau Schwarzer und dem Kolumnisten Wagner auf dem Titelblatt gefallen?"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span><span>"Lasst mich mit euerm Schweinkram in Ruhe," wehrte der sich,<span><span> "ich hab nach den Angeboten für'</span></span></span></span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">n Kasten 'Schultheiss' gesucht!"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Insgesamt mal wieder</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">reichlich Rauch um wenig, aber dieses eine Mal wollte ich das letzte Wort nicht wegschenken: </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"Mellie, </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">darf ich d</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">ich mit einem Prosecco diskriminieren? Dann braucht der</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> Heinz dringend 'nen Magenbitter, Bodo ein Pils und ich ein Stout.</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:100%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Und w</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">ie wäre es zur Feier der Nebelkerzen der 'Bild'-Redaktion am vergangenen Frauentag mit 'living next door to Alice' und 'she works hard for the money'?"</span></span></div></div>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-83210202003078126202012-02-14T23:59:00.051+01:002012-02-22T17:45:16.878+01:00Waterloo in Aserbaidschan<span class="Apple-style-span" style="color: rgb(0, 0, 68); line-height: 15px; "><span class="Apple-style-span" style="font-size:85%;"></span></span><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"></span></span></span></div></span></span></span><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-size:85%;"></span></span></span><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-size:85%;"></span></span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;"><span><span>Der kurze, harte Winter verabschiedete sich rechtzeitig zum Karneval, Streiks in Nah- und Fernverkehr erhitzten die Gemüter und Bundespräsident Wulff ergriff am 17. Februar endlich die Chance, zurückzutreten, nachdem er </span></span>die Gelegenheit <span><span>dieses Jahr schon gefühlte 47 Mal hatte verstreichen lassen.</span></span></span><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">Ich entkoppelte mich vom Tagesgeschehen, indem ich meine Hand auf ein kühles Schwarzes legte. Der Heinz veredelte es stante pede mittels erhöhter Feinstaubbelastung zu Rauchbier, während mir Mellie und Birgit an der Theke schnell die wirklich wichtigen Themen näher</span></span></span><span class="Apple-style-span" style="font-size:85%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">brachten</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">.</span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Ich hab von Anfang an gewusst, dass es Roman Lob werden würde!"</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Ich dachte Gauck?" fragte ich irritiert dazwischen, "und wer ist Roman Lob?"</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Der Gewinner von 'Deutschlands Star für Baku'! Seht ihr Männer denn wirklich gar nix außer Fußball?"</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Die Show hat niemand gesehen", grummelt</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">e es aus des Heinzens Ecke, "die hatte bloß zwei Drittel der </span></span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;"><span class="Apple-style-span" style=" ">schlechtesten </span><span class="Apple-style-span" style=" ">Quote vom letzten Jahr."</span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">Mellie schüttelte unwillig den Kopf: "Aber der Song ist </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">wirklich klasse."</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Jamie Cullum schreibt für Präsident Alijew."</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">Und damit hatte er die Aufmerksamkeit der beiden Damen.</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Jamie Cullum hat mit an dem Lied geschrieben und Alijew ist der Diktator von Aserbaidschan. Ihr wisst schon: Diktatur, viel Militär, keine freien Wahlen, massive Menschenrechtsverletzungen, das ganze Programm. Und die ganze Zeit kein Wort darüber in ARD oder Pro 7."</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Heinz, unser Junge hat den Schmelz in der Stimme. Versuch nicht, uns das mies zu machen."</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Ganz nach den Statuten: 'Lied oder Auftritt dürfen keine politische Botschaft enthalten oder dem Image des Wettbewerbs schaden'", zitierte der Heinz, </span></span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family: verdana; font-size: small; ">"und eine einzelne Stimme hat noch niemanden davon abgehalten, für den wichtigsten Handelspartner zu stimmen, egal wie gut sie war."</span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"1969 haben sie auch in Franco-Spanien gesungen", meldete ich mich zu Wort, </span></span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"><span><span style="font-size:85%;">"aber man muss ihnen zugute halten, dass sie die Regeln modernisiert haben: Man darf jetzt keine Tiere mehr einsetzen, die könnten ja zu Schaden kommen."</span></span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-size:85%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"><span><span>Der Heinz paffte ein nachdenkliches Wölkchen in den Raum, "Bei </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;">Olympia '80 und '84 wurde boykottiert, aber da ging es ja auch noch um die Weltherrschaft und nicht bloß um Menschenrechte für irgendwelche Eingeborenen." </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Er summte den Anfang von 'Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern':</span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;"><span class="Apple-style-span" style=" ;"> "</span><span class="Apple-style-span" style=" ;">Gut dass es vorm Krieg noch keinen Grand Prix gab, wer weiß, in welcher Diktatur der stattgefunden hätte."</span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">Prompt baute sich Mellie mit kriegerisch in die Hüften gestemmten Fäusten vor dem Heinz auf: "Das hat alles gar nichts mit dem Song Contest zu tun. Das ist vollkommen unpolitisch."</span></span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;"><span><span>"Natürlich", der Heinz legte die Zigarre in den Ascher, "aber allmählich sollte mal jemand dem nicht unerheblichen schwulen Anteil der ESC-</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;">Fangemeinde</span><span class="Apple-style-span" style=" ;"> mitteilen, dass Alijew auch von deren Rechten </span><span class="Apple-style-span" style=" ">nicht viel </span><span class="Apple-style-span" style=" ">hält. Bevor sich jemand auf eine Reise ohne Wiederkehr begibt."</span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Das würden die Veranstalter niemals zulassen!" widersprach Mellie.</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">"Veranstalter ist und bleibt Aserbaidschan", der Heinz schüttelte den Kopf, "und für diesen Veranstaltungsort ist ein Lied mit dem Titel 'Standing still' ein Omen.</span></span></span></div><div><span><span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;font-size:85%;">Und wo wir grade bei den Rechten der fröhlichen Leute aus der Gay Community sind, hast Du 'Waterloo' im Computer? Und ich hätte gern einen Krim-Sekt, möglichst rosé, wenn Du hast."</span></span></span></div>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-15705000623570100802012-01-22T06:44:00.038+01:002012-02-03T17:55:40.421+01:00Sailing<div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span">Anstelle von Winter gab es Regen bis zum Abwinken, was aber leider niemand tat. Wohl deshalb war es schon Ende Januar soweit: Mellie diskutierte über die Bar mit Beate - klein, mit ihren getönten kurzen Haaren irgendwie mausig und schon beim dritten Prosecco - die fürs Jahr anstehenden </span>Fluchtpläne<span class="Apple-style-span">: "Endlich hatte ich ihn soweit, eine Kreuzfahrt zu machen, und dann ..."</span></span><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Wo wolltest Du hin?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Mellie verdrehte die Augen: "Andi wollte ausgerechnet ins Mittelmeer."</span></div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Männer. Aber es konnte ja auch keiner ahnen, dass das Mittelmeer so gefährlich ist."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Die Gefährlichkeit des Mittelmeers hängt stark davon ab, in welche Richtung man es überquert", grummelte es aus der Ecke.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Ein Streichholz ratschte langsam über eine Reibfläche, dann wehten Rauchwolken über die Bar: Der Heinz war aus seinem Nickerchen erwacht.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Wie meinst Du das?" fragte Mellie.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"In Afrika zu starten ist definitiv gefährlicher. Letztes Jahr sind mindestens 1127 verschollen und 177 ertrunken. In die Gegenrichtung sind's bislang 16."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Davon habe ich gar nichts gehört!"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Du hast nichts von den Flüchtlingen aus Afrika gehört?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Ach die."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Genau die. Die müssen das Risiko eingehen; die Kreuzfahrer machen das doch nur aus Jux und Dollerei. Aber vor Gericht und auf See ..."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Beate drehte sich wieder zu Mellie um: "Etwas weiter weg von Antalya gibt es einen günstigen Club mit abwechslungsreichem Programm."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Andi will immer Abenteuer und Aufregung: Bungee, Rafting, Tauchen, das ganze Zeugs."</span></div><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Wie wäre es mit einer Rafting-Tour von Afrika nach Italien? Nimmt er Anhalter mit, verdient er daran auch noch ordentlich."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Heinz!"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Noch aufregender wäre nur die Tour mit den leeren Booten zurück."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Was?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Naja, mittlerweile fahren sie massenweise rüber und irgendwer muss die Dinger doch zurückbringen. Bis auf die gekenterten natürlich."</span></div></div><div><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Och Heinz! Wir reden hier über Urlaub."</span></div></div></div><div><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Gerne. Ihr solltet noch etwas warten und dann die Kreuzfahrt buchen, die werden sicher billiger. Allerdings nicht unbedingt noch mal mit Hein Blöd als Käpt'n. Und Schiffe mit hoher Bordwand ersparen einem den Anblick des Flüchtlingselends; m</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">an hat ja schließlich nicht alle Tage Urlaub."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Der Heinz paffte ein paar Züge in den Raum.</span></div></div></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"Hast Du 'Sailing' von Rod Stewart? Und bring mir einen Captain Morgan Rum."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"Wenn Du mir meinen Urlaub mies machst, kriegst Du gar nichts von mir!"</span></div></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Instinktiv fasste ich mein Stout fester.</span></div>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7211550978550603332.post-25048809542984371812011-12-30T18:28:00.048+01:002012-01-26T13:20:17.040+01:00Wanted dead or alive<span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Ich hatte mein Stout zur Hälfte geschafft, als ich bemerkte, dass der Heinz in seiner Ecke hektischer schrieb und qualmte als sonst. Die zweite Hälfte des Glases sah ich ihm zu.</span><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Schöner Stift", bemerkte ich dann und bestellte ein zweites Glas.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Der Heinz legte die Zigarre beiseite und blickte stolz auf seinen ebenso dicken Füllhalter: "Montblanc 149. In den USA heisst er </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">wegen der damit unterschriebenen Verträge</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> Power-Pen. </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"><span style="font-style: italic; ">Das</span> Schreibgerät für alles hoch Offizielle!"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">Ich kümmerte mich erstmal um mein zweites Stout.<br />"Ich höre immer offiziell?"<br />"Endlich ist mal eine Stelle vakant, für die ich nicht überqualifiziert bin."<br />Das konnte ja nun viel heißen: "Gibt es immer noch keinen Nachfolger für Gottschalk?"<br />"Sehr witzig. Die CDU sucht händeringend nach einem Justizsenator."<br /><span>"Solang Du Dich</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">nicht auf die Al-Qaida-Stellenanzeige</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">für den Job von Bin Laden bewirbst." </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>So gesehen schien sich </span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">d</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>er Arbeitsmarkt</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> zumindest für Führungskräfte tatsächlich entspannt zu haben. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>Laut fragte ich: "</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Hat Dich Henkel gefragt oder wird das eine Initiativ-Bewerbung?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"Die Frist läuft ab und ich will Montag früh </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">nicht der Erste </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">an der Pinnwand des </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Jobcenters Neukölln </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">sein müssen."</span></div><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>"Sie könnten auch </span></span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>eine Casting-Show </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">veranstalten.</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>"Wäre nicht weiter wild, Bushido reicht die Bezahlung nicht, der ist doch voll integriert."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"Und Du willst Dich ernsthaft dabei filmen lassen, wie Du vor Heidi oder Dieter das Strafrecht absingst?" gab ich zu bedenken, "außerdem: W</span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">as ist mit zu Guttenberg? Der würde es machen, bloß um an den Copyrights schrauben zu dürfen."</span></div><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Kannst Du Dir einen Justizsenator vorstellen, der schon am Kopierer ein gefährlicher Mann ist?"</span></div><div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;">"Na ja, </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">das Wirtschaftsressort hat die CDU auch </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">einer Frau </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">übergeben, deren Qualifikation laut 'Abendschau' darin besteht, Marathon-Läuferin zu sein."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>"Iron Man und Iron Lady kann man ja auch schon mal verwechseln. Der Henkel wollte eben </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"><span>Maggie Thatcher</span><span>.</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;"> Es hätte schlimmer kommen können."</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>"Wie das?"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>"Mehdorn. Der hätte doch als erstes den neuen Flughafen unter die Erde verlegt."</span></span></div></div></div></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>"Z</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">umindest </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>d</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">er Flugroutendebatte</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span> </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">hätte das </span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>völlig neue Impulse verliehen."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>Mein zweites Stout näherte sich dem Ende: </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">"Scheint so, als hätten sie tatsächlich ein Schild vor die CDU-Zentrale stellen können: 'Junger Mann zum Mitreisen gesucht'. </span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Aber was ist denn nun <i>Deine</i> spezielle Qualifikation?"</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>"Ich habe schon </span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">Wowereits und Henkels</span><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span> Verhandlungsdress - schwarzer Anzug und weißes Hemd mit hellblauer Krawatte - im Schrank und mal ernsthaft: Allein mit dem Stift bin ich doch quasi alternativlos</span></span><span class="Apple-style-span" style=" ;font-family:verdana;">.</span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>Hey Mellie!" rief er begeistert, "schmeiß doch mal 'the one and only' auf den Plattenteller und bring mir ein Glas Champagner!"</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>"Tut es auch Sekt Hausmarke?" echote es von hinter dem Tresen, "was anderes hab ich nämlich nicht."</span></span></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span>Wo wir grade von alternativlos reden, dachte ich und: Ich steh' auf Berlin.</span></span></div>derHeinzhttp://www.blogger.com/profile/13337679496130391950noreply@blogger.com0