25.11.11

Money for nothing

Nebel war über Berlin gekommen, ungewöhnlich dichter Nebel, wie aus einem Edgar-Wallace-Film gekrochen. Ein Nebel, in dem selbst der Hund von Baskerville Gefahr lief, überfahren zu werden.
Eng an ein Stout gekuschelt saß ich an der Theke und beobachtete, wie der Heinz in seiner Ecke in Papieren kramte.
„Steuererklärung?“
„Zettelwirtschaft; muss meine Deckel bei Mellie glattmachen.“
„Und reicht’s?“
„Klar. Ab morgen kann ich ja wieder anschreiben lassen. Trotzdem sollte ich mir ein neues Geschäftsmodell suchen.“
Münze für Münze zählte er Geld auf den Tisch. „Kollege, was hieltest Du denn zum Beispiel von der Gründung einer radikalen Interessengemeinschaft?“
„Links- oder rechtsradikal?“
„Oh, zur Zeit ist mir sehr nach Recht und Ordnung.“
„Rechtsradikaler Straßenmob, Aktivisten für Gerechtigkeit, Todesstrafe und gegen Ausländer oder bloß Vordenker für die deutsche Leitkultur?“
„Ich nehme den Aktivisten, Straßenkampf ist mir zu anstrengend.
Und während ich die Todesstrafe für Kleinstvergehen und Parkplätze nur für Deutsche fordere, könntest Du mich unterstützen, indem Du ein paar Drohbriefe herumschickst und ein, zwei Hetzaufrufe im Internet startest.“
„Ja und ich könnte auch versuchen..., wie heißt unsere Familienministerin?“
„Eva Braun?“
Ich sah auf die Uhr: „Um die Zeit wohl eher deren Enkelin. Jedenfalls setzt sie sich sehr dafür ein, dass rechts bleibt, was rechts ist. Ich könnte ihr die Schirmherrschaft andienen. Als Rechte müssten wir ihr ja nicht mal versichern, das Grundgesetz zu respektieren.“
„Gute Idee. Kurz darauf werde ich dann beim Verfassungsschutz vorstellig und biete mich als V-Mann für unsere Bewegung an. Gegen ordentliche Bezahlung versteht sich.“
„Meinst Du, die zahlen genug für uns beide?“
„Sicher. Bei den Tarifen, die die für nicht überprüfbare Informationen bieten.“ Der Heinz warf einen letzten, traurigen Blick in sein Portemonnaie und steckte es weg.
„Mellie, es reicht noch für einen Korn Hausmarke. Und ich würde gern ‚Money for nothing’ hören.“
Dire Straits?“ kam es vom Tresen zurück.
Ich nickte sacht und beschloss bei dem Gedanken an die Leere, die den Heinz grad angestarrt hatte, meinen Job vorsichtshalber doch noch nicht zu kündigen.