15.07.12

looking for the summer

Die Ferienzeit begann genauso, wie die vorige abgelaufen war: die Autobahnen verstopft, der Nahverkehr blockiert und der Dauerregen subarktisch. Kurz gesagt: Alle wollten weg, aber niemand kam irgendwohin.
Prompt wurde meine nächste Telepathie-Sitzung bei Dr. Stout auch noch schnöde von Mellie unterbrochen: "Und warum ist das Deiner Meinung nach nicht der Beginn der Klimakatastrophe, Heinz?"
"Wegen des bisschen Regens? Sieh Dir mal London an. Die 'Times' spricht vom regenstärksten Frühjahr seit 1766. Denen werden noch die Raketenwerfer einrosten, die sie für Olympia auf die Dächer gestellt haben."
"Als Sportgeräte?" fragte ich.
"Quatsch, um Anschläge zu verhindern."
Genüsslich blies der Heinz mehr belastenden Feinstaub in den Raum: "Die Schlagzeile zu den Wasserspielen von London lautet: 'Just. Stop. Raining.' - als hätte die "Times" eine Direktverbindung."
"Siehst Du?" forderte Mellie Einsicht.
"Das hier ist doch noch kein Unwetter. In Japan fallen grad 11 Zentimeter Regen pro Stunde. Dort werden ganze Inseln evakuiert, während in Indien Hindu-Priester lebende Frösche mit Kurkuma würzen und traditionell verheiraten, um seit Jahren mal wieder Monsunregen zu kriegen."
"Ich kann mich nicht mal mehr erinnern", meinte Mellie angewidert, "wann wir das letzte Mal einen richtigen Sommer hatten."
"'Bild am Sonntag' behauptet, dass 65% der Deutschen noch an diesen Sommer glauben, zwischen 14 und 29 Jahren übrigens 75%. Du könntest Dich etwas altersgerechter verhalten."
"Durch den vielen Regen passen die Spreewald-Gurken kaum noch in die Gläser."
"Saure-Gurken-Zeit", grinste der Heinz, "also wenn Du Dich bloß langweilst..."
"Schön, dass das für Dich alles ein Witz ist, aber ich muss dringend in die Sonne, und wenn es nur für ein paar Tage ist."
"Hast Du nun Angst vor einer Klimakatastrophe oder nicht? Die hältst Du nämlich nicht damit auf, für einen Mallorca-Kurztrip dieselbe Menge Stickoxide in die Luft zu blasen, mit der Du über ein Jahr Autofahren könntest."
Der Heinz schüttelte den Kopf: "Worüber beschwerst Du Dich? Selbst in 'Villa Riba' regnet es, ich hab's in der Werbung gesehen, denen hilft's beim Spülen. Und während wir in 'Villa Bajo' weiter auf besseres Wetter warten, könntest Du mal 'it's raining again' aus dem Computer kramen und jedem einen heißen Grog machen."